Wirtschaft – im Kreis gedacht

Zirkularwirtschaft und Energie

Unsere Wirtschaft hängt am Wachstum, zwei Prozent sollen es am liebsten sein – oder besser gleich der Durchschnittswert der letzten 70 Jahre von drei Prozent und mehr. Doch solch eine solche Forderung ist nur nachhaltig, wenn unser Ressourcenverbrauch sowie unser Abfallausstoß nicht im gleichen Maße wachsen, wir also schonender mit den Ressourcen unseres Planeten umgehen. Dazu müssen wir den schon vor vielen Jahren begonnenen Weg fortsetzen und uns von einer grundsätzlich verbrauchsorientierten Wirtschaft mit geringem Recycling-Anteil hin zu einer Kreislaufwirtschaft entwickeln, der möglichst wenig neue Ressourcen hinzugefügt werden müssen und die kaum noch nicht mehr wiederverwendbaren Abfall produziert.

Das ist nicht das Streben nach einem arkadischen Idyll, sondern wichtig für unser allen Leben und Überleben, wie uns die bereits jetzt deutlich spürbaren Folgen des Klimawandels oder auch die militärischen Konflikte um den Zugang zu Ressourcen vor Augen führen. Deshalb arbeitet die Bundesregierung derzeit an einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie – NKWS.

Doch was ist eine Kreislaufwirtschaft überhaupt? Welche Rolle spielt der Energiesektor dabei? Und wie leisten wir als Unternehmen dieser Branche unseren Beitrag? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns im folgenden Artikel.

Mit Gelben Säcken ist es nicht getan – die Herausforderung

Zwei Prozent Wirtschaftswachstum pro Jahr: Das ist eine moderate Prognose, denn zwischen 1950 und 2022 wuchs die deutsche Wirtschaft im Durchschnitt um 3,1 Prozent im Jahr – trotz aller Krisen, geplatzter Blasen und Marktbereinigungen. Doch zwei Prozent Wachstum würde eine Verdoppelung der Wirtschaftsleistung in nur 35 Jahren bedeuten – die Freuden exponentiellen Wachstums!

Stellen wir uns nun einmal vor, unser Ressourcenverbrauch und unsere Abfallproduktion stiegen im gleichen Maße – eine Katastrophe! Dazu brauchen wir uns nur die aktuelle globale Situation anzusehen: Dank des Klimawandels sind Dürre und Hunger zurück; Rohstoffe werden knapp; und selbst um für uns so selbstverständliche Ressourcen wie Trinkwasser werden bereits erste Kriege ausgefochten, deren Folgen über die globale Fluchtwelle von Süd nach Nord auch bei uns zu spüren sind.

Wir müssen also die Ressourcen unseres Planeten effizienter nutzen, Wohlstand und Risiken gerechter verteilen sowie das Ökosystem unseres Planeten besser schützen.

Glücklicherweise haben wir das bereits vor langer Zeit erkannt und sind die ersten Schritte gegangen – die omnipräsenten Container für Altglas, Altpapier und Altkleider sowie die von uns artig befüllten Gelben Säcke oder Wertstofftonnen legen davon Zeugnis ab. Doch damit ist es noch lange nicht getan. Wir müssen weg von einer Verbrauchswirtschaft mit moderatem Recycling-Anteil hin zu einer Kreislaufwirtschaft, in der endgültiger Verbrauch von Ressourcen und nicht recycelbarer Abfall nicht mehr die Regel, sondern die Ausnahme sind. Das betrifft auch – und gerade – den Energiesektor.

Aber stellen wir zunächst einmal eine grundsätzliche Frage:

Was ist eigentlich eine Kreislaufwirtschaft?

Beginnen wir einmal mit dem Gegenteil – der sogenannten „Linearwirtschaft“. Hier führt ein linearer Weg von der Wiege eines Produktes, der Rohstoffgewinnung, zur Bahre, der Entsorgung ohne Recycling.

Nach diesem Prinzip haben wir lange ausschließlich gewirtschaftet – und tun es in vielen Bereichen noch immer.

Etwas besser ist es, wenn wir eine Recycling-Schleife einbinden, in der wir zumindest einen Teil der Rohstoffe wiedergewinnen. Dann spricht man von einer Wiederverwendungswirtschaft. Das ist das Modell, das wir im Einsatz sehen, wenn wir auf die Mülltonnen vor unserem Haus blicken: Altpapier, Verpackungsmüll, Biomüll und Restmüll.

Der Idealfall einer Kreislaufwirtschaft sieht aber vor, dass wir zwar noch Rohstoffe in den Kreislauf einbringen (für das Wachstum), diese jedoch auf ewig zirkulieren:

Der Realist muss jedoch anerkennen, dass es in absehbarer Zukunft nicht ganz ohne Abfall oder Abgase (die ja auch eine Art von Abfall sind) geht, wir jedoch den Ausstoß möglichst minimieren sollten.

 Aus diesem Konzept ergeben sich drei Ziele, die jede Kreislaufwirtschaftsstrategie verfolgen muss.

Ziel 1: Reduktion des Rohstoffverbrauchs

Im Idealfall entnehmen wir der Natur nur das, was wir ihr anderswo wieder zurückgeben. Das ist natürlich bei endlichen, nicht nachwachsenden Ressourcen (nicht nur fossile Brennstoffe, sondern auch Metalle und andere seltenere Elemente) nicht immer möglich. Entsprechend sollten wir unsere Strategie danach ausrichten, von Anfang an weniger Ressourcen zu verbrauchen – und diese so gut und so lange wie möglich zu nutzen. Und damit sind wir bei der …

Ziel 2: Reduktion des Abfalls

Wir alle haben wohl schon die Bilder jener jeder gesetzlichen Reglementierung entzogenen Müllkippen in Schwellenländern gesehen, in der Menschen ohne Schutzkleidung nach Verwertbarem suchen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn noch immer landen viele Produkte letzten Ende auf dem Müll – aller regulären Recyclingbemühungen zum Trotz.

Deshalb hat seit einigen Jahren – und mit einer Dosis Druck vom Gesetzgeber – ein Umdenken eingesetzt: Produkte vom Beutel in der Gemüseabteilung bis hin zu Computern, Handys und Fernsehapparaten werden heute bereits so gestaltet, dass man sie …

wiederverwenden kann – wie die robusten Einkaufstaschen aus Stoff und Folie und die kleinen Netze für Gemüse und Obst, die man für wenig Geld inzwischen auch beim Discounter erhält. Selbst die Getränkeindustrie besinnt sich auf die Tugenden aus den guten alten Zeiten der Glasflaschen zurück und gestaltet auch Getränkeverpackungen aus Kunststoff heute so, dass man sie wieder befüllen kann.

… wiederaufarbeiten kann: Dieser Text entsteht zum Beispiel aus einem „Refurbished Laptop“, der wohl noch einige Jahre seinen Dienst tut. Es muss ja nicht für alle Aufgaben der High-End-PC sein. Alte Produkte können also durch Wiederaufarbeitung länger in Diensten stehen.

… re- oder upcyceln kann: Immer mehr Unternehmen achten darauf, ihre Produkte gleich so zu gestalten, dass man sie möglichst rückstandsfrei wieder in ihre ursprünglichen Komponenten (bis hinunter auf die Rohstoffebene) zerlegen kann. Und so mancher Schrottplatzbetreiber wird sagen: Das haben wir doch schon immer so gemacht. Dann zieht er das gewünschte Ersatzteil für den 30 Jahre alten Oldtimer aus irgendeinem Stapel hervor. Ebenso gibt es eine stetig wachsende Community von Privatpersonen und findigen Unternehmen, die überlegen, wie aus entsorgten Produkten wieder nutzbare werden können: So werden Holzpaletten zu Möbeln, Altkleider zu Kissenbezügen und anderen Kreationen. Hauptsache, das Zeug landet bei Etsy, nicht auf dem Müll und in der Umwelt.

Ziel 3: Reduktion der Umweltbelastung

Die wichtigsten Ressourcen, die wir zum Leben brauchen, sind so allgegenwärtig, dass sie für uns unsichtbar sind – und wir sie erst spüren, wenn sie fehlen: Luft und Wasser. Allergiker oder Lungen- bzw. Herzkranke werden schon mal gespürt haben, was passiert, wenn die Luft nicht atembar ist (weil sie voller Allergene oder anderer Schadstoffe steckt). Smog ist ja in Westeuropa glücklicherweise selten geworden, doch natürlich landen trotzdem noch jede Menge Stoffe in der Luft, die nicht nur uns Menschen, sondern auch Tieren und Pflanzen schaden – nicht zuletzt CO2 und Methan, die uns gerade den Klimawandel bescheren. Wassermangel sorgt in unseren Breitengraden bereits für zurückgehende Ernteerträge. In anderen Regionen der Welt werden um Wasserrechte schon bewaffnete Auseinandersetzungen geführt.

Daher sollten wir ganz egoistisch denken und handeln: Jeder Schaden, den wir der Umwelt antun, prallt früher oder später auf uns selbst zurück – von ungenießbarer Nahrung, schlechter Wasserqualität bis hin zu Extremwetterlagen dank Klimawandel. Das ist Fluch und Segen eines eng vernetzten Ökosystems. Wir tun also gut daran, die Auswirkungen auf die Umwelt in unseren wirtschaftlichen Überlegungen zu berücksichtigen.

Energie in der Kreislaufwirtschaft

In einem geschlossenen System ohne Reibungsverluste bleibt die Summe aller Energien immer gleich: Das besagt der Energieerhaltungssatz. Das mag für das Universum stimmen. Blicken wir jedoch auf die Erde und unsere Wirtschaft, ist der Satz nicht anwendbar. So mögen zwar die Wärmestrahlung aus unseren Heizungen und das Licht aus unserer Straßenbeleuchtung, die uns ins Weltall entweichen, dort auf alle Zeiten reisen, bis ans Ende des Universums – für uns auf der Erde ist diese Energie verloren. Im kleineren Maßstab ist dies die Energie, die wir qua Kühlung an die Umwelt ableiten. Dort bleibt sie erhalten – oft mit unerwünschten Konsequenzen –, für uns geht sie zur Nutzung verloren. Die Erde ist eben kein geschlossenes System.

Dennoch (oder deshalb) war Energie für uns lange Zeit eine reine Linearwirtschaft: Wir beförderten die Energieträger aus dem Boden (Kohle, Gas, Öl), wandelten diese mittels Verfeuerung wieder in Wärmeenergie um, die wir dann oft noch in weitere Energieformen (Bewegung und schließlich Elektrizität) verwandelten (mit entsprechenden Verlusten), nutzten die Energie – und das war es. Was übrig blieb, waren Abgase. Von nachwachsenden Rohstoffen wie Feuerholz waren wir zeitweilig (jenseits lauschiger Kamine, eher schön anzusehende Energieverschwender denn Wärmequellen) immer weiter abgerückt.

Bald kam als weitere linearwirtschaftliche Energiequelle die Atomkraft hinzu: Aus sehr viel weniger Rohstoffen, so hoffte man, würde man bald qua Atomspaltung praktisch unendlich viel Energie schöpfen können – abgasfrei und rund um die Uhr verfügbar. Doch auch diese Technologie brachte so viele Tücken mit sich, dass zumindest wir in Deutschland übereingekommen sind, sie zum Auslaufmodell zu erklären. Und das umgedrehte Prinzip, die kontrollierte Kernfusion, die sehr viel weniger radioaktive Abfälle erzeugen würde? Nun, der Autor dieser Zeilen zumindest hört seit über vierzig Jahren mit schöner Regelmäßigkeit, die kommerzielle Nutzung dieser Technologie liege noch so zehn bis fünfzehn Jahre in der Zukunft. Wir sollten also nicht allzu sehr darauf hoffen. Sonst verhalten wir uns, wie der Esel, der einer Karotte an einer Stange nachjagt.

Doch der Mensch ist erfinderisch und manchmal in der Lage aus der Vergangenheit zu lernen: Man besann sich auf die guten alten Zeiten von Windmühlen und Wasserrädern. Der Wind weht, das Wasser fließt – ob wir beidem nun einen Generator in Form eines Windrades oder eines Wassergenerators in den Weg stellen, hat ob der großen Masse der Energie, die dort vorbeirauscht, nur wenig Auswirkungen. Ja, man kann – zum Beispiel durch geschickt positionierte Staustufen – sogar positive Effekte erzielen, Flussläufe regulieren und Überschwemmungen hemmen.

Und dann ist da natürlich die Sonne: Sie strahlt eine unglaubliche Menge an Energie auf die Erde. Pro Jahr etwa 1,5 · 10^18 kWh. Das entspricht mehr als dem 10.000-fachen des Weltenergiebedarfs der Menschheit im Jahr 2010.

Mit Sonne, Wind und Wasser haben wir Energiequellen, die wir beliebig anzapfen können und die nach unserem Ermessen nie versiegen – geradezu ideal für eine Kreislaufwirtschaft, wie ein Blick auf die Ziele zeigt:

Minimierung des Rohstoffverbrauchs

Eigentlich fallen hier nur die Rohstoffe für die Umwandlungsanlagen von der Solarzelle bis zum Windrad sowie für Leitungen, Umspannwerke etc. an – doch der Bedarf ist auch nicht unbeträchtlich. In der Gesamtsumme ist also der Impact der erneuerbaren Energien zwar geringer als bei herkömmlichen Energieträgern, aber weit von der Null entfernt. Das sollten wir uns immer wieder ins Bewusstsein rufen.

Abfallreduktion

Die Produktion von Energie aus erneuerbaren Quellen selbst erzeugt kaum noch Abfall. Dieser fällt einzig beim Bau und der Entsorgung von Erzeugungsanlagen und angrenzender Technik an. Hier wird auch schon emsig daran geforscht, die eingesetzte Technologie in möglichst großem Umfang recyclingfähig zu gestalten.

Verringerung der Umweltbelastung

Kein Schadstoffausstoß, keine Abgase während der eigentlichen Energiegewinnung – das ist das Nonplusultra, nicht wahr? Allerdings ist die Produktion der notwendigen Technologie von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung der oft giftigen Abfallprodukte nicht ganz ohne: Hier ist ganz sicher noch Nacharbeit und Innovation gefragt.

Eine weitere Umweltbelastung wird aber gerne übersehen: Anlagen zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen benötigen Platz, sehr viel mehr als herkömmliche Kraftwerke, und treten damit in Konkurrenz zu Natur und Landwirtschaft. Wo ein Windrad steht, ist der Boden zubetoniert. Dort kann kein Wald wachsen und kein Bauer ein Feld bestellen. Und kommerzielle Solaranlagenbetreiber bieten inzwischen bereits Unsummen für die Umnutzung bisheriger landwirtschaftlicher Nutzfläche oder machen sich gar Flächen zu eigen, die aufgrund ihrer geologischen Beschaffenheit zwar ein Solarfeld tragen können, sich jedoch nicht landwirtschaftlich bestellen lassen. So manches Biotop, so mancher Rückzugsort für die Tierwelt geht so verloren. Und auch so manche Fläche, die eigentlich helfen könnte, den Planeten zu ernähren. Hier gilt es, immer wieder neu Kompromisse zu finden.

Alle genannten Herausforderungen ließen sich jedoch adressieren – genügend wirtschaftlichen, politischen und persönlichen Willen vorausgesetzt.

Allein: Der Wind weht, wann er will; das Wasser fließt mal mehr, mal weniger; die Sonne scheint nur tagsüber – und selbst dann ist in unseren Breitengraden nicht gesagt, wie viele ihre Strahlen den Weg durch die Wolkendecke finden. Und das schafft ein ganz zentrales Problem.

Die mangelnde Synchronität von Erzeugung und Bedarf bei erneuerbaren Energien

Wind, Wasser und Sonne lassen sich nicht selbst regulieren. In der Konsequenz bedeutet das die altbekannte, von Gegnern der erneuerbaren Energien immer wieder ins Feld geführte mangelnde Synchronität von Erzeugungspotenzial und Bedarf. Und auch so mancher Besitzer einer Solaranlage ohne Speicher dürfte schon gestöhnt haben, dass er seinen tagsüber erzeugen Strom nicht selber nutzen kann und daher billig verscherbeln muss, um ihn dann in den Abendstunden mit massivem Aufschlag zurückzukaufen.

Eine effektive Energiewende muss dieses Problem adressieren und weitestgehend aus der Welt schaffen. Dafür gibt es zwei Ansätze, die einander ergänzen: Speicherung zum einen, Synchronisierung des Verbrauchs mit der Erzeugung zum anderen.

Energie speichern – aber wie?

In Hinblick das Speichern von Energie aus erneuerbaren Quellen gibt es zwei grundlegende Ansätze:

1. Die direkte Speicherung:

Dabei mag man zunächst an Akkus denken, wie sie zunehmend zum integralen Bestandteil von privat betriebenen PV-Anlagen gehören. Und diese Technik wird in naher Zukunft auch in großem Maßstab eingesetzt. Erzeuger und Großverbraucher werden ihre Anlagen mit Speichern ausstatten – die einen, um den Strom dann einzuspeisen, wenn er gebraucht wird und daher einen möglichst hohen Preis erzielt, die anderen, um Energie günstig einzukaufen und nach Bedarf zu verbrauchen. In der Mitte stehen die Netzbetreiber, die ihrerseits bereits an wichtigen Knotenpunkten gigantische Speicher planen. Ihr Ziel ist dabei vor allem die Netzstabilität. Dass sie dabei überschüssigen Strom billig oder sogar zum Nulltarif abgreifen und später gegen Aufschlag wieder abgeben können, ist dabei ein schöner Nebeneffekt.

Es muss aber nicht immer Elektrizität sein, die gespeichert wird: Erdwärmepumpen können im Sommer ihre Richtung umkehren und überschüssige Wärme (etwa aus der aktiven Klimatisierung von Gebäuden) ins Erdreich leiten – um dann im Winter darauf zuzugreifen.

2. Die Umwandlung in andere Energieformen:

Wasserstoff ist momentan ein ganz heißes Thema, denn dieses äußerst reagible Gas, bei dessen Verbrennung vor allem harmloses Wasser entsteht (und natürlich der übliche Beifang aus Stickoxiden und Verbrennungsprodukten von all dem, was in der Luft sonst noch so herumschwebt), lässt sich mittels Elektrolyse leicht erzeugen. Da liegt es nahe, die überschüssige Elektrizität von Wind, Wasser und Solar entsprechend zu nutzen, auch wenn Wasserstoff als grundsätzlich brennbares und explosives Gas nicht ganz ohne Risiken ist; die letzten Passagiere der Hindenburg könnten ein Lied davon singen – wenn sie es denn noch könnten.

Es sind aber, unter Rückbesinnung auf hergebrachte Technologien wie den Wasserturm, auch andere Speichermöglichkeiten denkbar. So könnte man auf erhobenem Gelände neue Seen anlegen oder bestehende Gewässer nutzen, indem man bei einem Energieüberschuss Wasser hineinpumpt, das man anschließend mit ausreichendem Gefälle wieder durch Generatoren fließen lässt. Erste Pilotprojekte dazu sind bereits aktiv.

Zusammengefasst: Die verschiedenen Technologien, die Energie in dem Ausmaß speichern können, das benötigt wird, stehen zwar noch am Anfang, sind jedoch bereits wirtschaftlich sinnvoll nutzbar. Da jedoch eine Speicherung immer einen Umweg und damit einen zusätzlichen Einsatz von Ressourcen bedeutet, ist der zweite Ansatz mindestens ebenso wichtig.

Synchronisieren von Erzeugung und Verbrauch

Solange die Elektrizität aus herkömmlichen Energieträgern stammte, war die Situation aus Verbrauchersicht denkbar einfach: Ich verbrauche – und delegiere die Aufgabe, den nötigen Strom herbeizuschaffen, an Stromanbieter und Netzbetreiber. Das ging auch, da sich mit fossilen Brennstoffen oder mit Kernkraft betriebene Kraftwerke in der Erzeugung an den Bedarf anpassen lassen: Man kann sie rauf- oder runterregeln.

Mit den erneuerbaren Energien ist die Situation nicht mehr ganz so einfach. Man könnte sagen: Prophet und Berg haben die Rollen getauscht. Im Idealfall richtet sich jetzt der Verbrauch nach der Verfügbarkeit. Wir als Letztverbraucher – sei es nun im Privathaushalt, sei es in Unternehmen – sind gehalten, unsere Aktivitäten entsprechend auszurichten und aktives Energiemanagement zu betreiben. Doch dazu müssen wir zweierlei kennen: die verfügbare Energie und den eigenen Verbrauch.

Der erste Schritt: Messen von Verbrauch und Erzeugung

Für ein effizientes Energiemanagement müssen wir Verbrauch und Erzeugung genau kennen – und zwar zeitnah und regional möglichst präzise. Wir brauchen also Smart Metering – auf beiden Seiten. So kennen wir die Ist-Situation und können diese über unsere Entscheidungen an die Soll-Situation anpassen.

Darüber hinaus sehen und erkennen wir über solche Messungen Engpässe und unnötig hohen Verbrauch. Smart Metering und effizientes Energiemanagement können daher selbst in kleinen privaten Haushalten den einen oder anderen Energiefresser aufspüren – und letztendlich eliminieren.

Und das ist bereits der nächste Schritt:

Der zweite Schritt: Richtig steuern – mit informierten Entscheidungen

Mit den über die Messung gewonnenen Erkenntnissen können wir nun die Entscheidungen treffen, mit denen wir unseren Energieverbrauch steuern – oder sogar die Erzeugung. Dabei unterscheiden wir zwei Arten von Entscheidungen.

Strategische Entscheidungen sind langfristig und mit Investitionen verbunden. Im privaten Haushalt kann es zum Beispiel darum gehen, ob sich die eigene PV-Anlage lohnt oder nicht, bzw. ob man Großverbraucher wie Kühlschränke oder Waschmaschinen gegen neuere, energiesparende (und eventuell sogar ihrerseits smarte) Modelle austauschen sollte.

In Unternehmen spielen strategische Entscheidungen sogar eine noch größere Rolle, denn hier geht es gleich um Investitionen in Großtechnik wie Produktionsanlagen oder den eigenen Fuhrpark sowie den Aufbau einer eigenen Stromerzeugung und/oder von Speichermöglichkeiten.

Für strategische Entscheidungen benötigen wir zunächst einmal ein belastbares Gesamtbild. Hier muss die Messung und Beobachtung also über einen längeren Zeitraum erfolgen, sodass ausreichend aussagekräftige historische Daten zur Verfügung stehen.

Anders sieht es bei der zweiten Kategorie von Entscheidungen aus:

Taktische Entscheidungen sind jene, die wir mehr oder minder in Echtzeit treffen: Starte ich jetzt meine Waschmaschine? Wann kann ich den energieaufwendigen Teil meines Produktionsprozesses optimal anstoßen? Hierfür brauchen wir neben den Informationen über unseren Verbrauch auch genaue, zeitnahe Informationen über die Verfügbarkeit neuer Energien. Es nützt einem Unternehmen aber nichts, wenn es nur erfährt, dass in dieser Minute die Sonne scheint und daher viel Ökostrom im Netz unterwegs ist – ein Produktionsprozess kann Tage dauern. Und morgen kann es ja wieder regnen. Unsere Informationen müssen also auch möglichst prognostisch sein.

Strategische und taktische Entscheidungen gehen natürlich Hand in Hand – und ihnen obliegt der Erfolg unserer persönlichen Energiewende im Haushalt oder im Unternehmen mit möglichst geringen Reibungsverlusten. Deshalb steht euch Stromdao zur Seite:

Stromdao als Player auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft

Vom Ereignis zu Daten, von Daten zur Information, von der Information zur Entscheidung: Das ist die grundlegende Denke hinter unserem gesamten Portfolio – selbst (und gerade) unsere Stromtarife mit dem GrünStromBonus setzen darauf auf. Und wir unterstützen das Konzept einer Kreislaufwirtschaft für den Energiesektor auf vielen Ebenen – hier nur ein paar Beispiele:

Der GrünStromIndex – Prognostische Informationen für die richtigen taktischen Entscheidungen

Mit dem GrünStromIndex bieten wir eine einfach zu verstehende und zu nutzende Informationsquelle an, die per Web oder API abrufbar ist – kostenfrei für die nicht kommerzielle Nutzung. Postleitzahlengenau zeigt der Index an, wann wie viel Ökostrom regional verfügbar ist – eingebettet in ein intuitives Ampelmodell. Die so bereitgestellten Informationen sind nicht nur genau und in Echtzeit verfügbar – sie sind zudem prognostisch, und zwar in einem Zeitfenster von bis zu 72 Stunden, wenn auch in abnehmender Genauigkeit.

Diese Informationen lassen sich beispielsweise auch in ein Energiemanagementsystem einspeisen, um dort Entscheidungen zu fördern oder gar zu automatisieren. Zusammen mit unseren Kooperationspartnern Opernikus und OpenEMS stellen wir ein einfach zu nutzendes System dieser Art für Privathaushalte und Gewerbe bereit.

Casa Corrently – Transparentes Energiemanagement für alle

Das innovative Energiemanagementsystem Casa Corrently wurde für Haushalte mit Photovoltaikanlagen, Stromspeichern und Elektroautos entwickelt, findet jedoch auch im gewerblichen Bereich zunehmend Verwendung. Es bietet eine umfassende Übersicht über den eigenen Energieverbrauch und die erzeugte Energie.

Wie funktioniert es?

Casa Corrently sammelt alle relevanten Daten (z. B. Stromverbrauch, PV-Ertrag, Ladezeiten des Elektroautos) und stellt sie übersichtlich dar. So erhält der Nutzer einen transparenten Einblick in seine Energiekosten und kann seinen Verbrauch optimieren.

Was sind die Vorteile?

Kostentransparenz: Casa Corrently zeigt auf, wie sich die einzelnen Energiekomponenten auf die Gesamtkosten auswirken.

Optimierungspotenzial: Durch die Analyse der Daten können Nutzer ihren Energieverbrauch gezielt steuern und Einsparungen erzielen.

Nachhaltigkeit: Das System fördert den Einsatz erneuerbarer Energien und trägt zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks bei.

Energieservices – Messung, Beratung und Unterstützung

Wir verstehen uns als ein umfassender Anbieter von Energieservices, der Kunden dabei hilft, ihre Energieversorgung nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Dazu bieten wir eine breite Palette an Dienstleistungen an:

·       Tarifoptimierung: Wir helfen unseren Kunden dabei, den für sie optimalen Stromtarif zu finden, indem wir verschiedene Anbieter und Tarife vergleichen und individuelle Bedürfnisse berücksichtigen.

·       Integriertes Energiemanagement: Wie schon mit Casa Corrently gezeigt, bieten wir Lösungen für ein umfassendes Energiemanagement, das die Überwachung und Steuerung des Energieverbrauchs ermöglicht.

·       Beratung und Betrieb von Energie-Infrastruktur: Wir beraten unsere Kunden bei der Planung und Umsetzung von Energieprojekten und übernehmen auch den Betrieb von Energieinfrastruktur.

·       Planung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien: Wir bieten Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien, die auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz setzen.

·       Sektorenkopplung von Wärme und E-Mobilität: Wir entwickeln Lösungen für die Integration von Wärme und Elektromobilität in ein intelligentes Energiesystem.

·       Prozessberatung und Optimierung: Gemeinsam mit unseren Kunden optimieren wir deren energiebezogenen Prozesse.

·       Integration von Energiedaten in nicht energiebezogene Systeme: Wir ermöglichen die Integration von Energiedaten in andere Unternehmenssysteme, um umfassendere Analysen zu ermöglichen.

Projekt Delfine: Dynamisches Demand-Response-System für nachhaltige Fertigung

Das Projekt Delfine ist ein Projekt eines Konsortiums, an dem auch Stromdao entscheidend beteiligt ist. Es zielt darauf ab, die Nutzung von erneuerbaren Energien in der Industrie zu optimieren. Dabei werden intelligente Lösungen entwickelt, die den Stromverbrauch von Unternehmen an das Angebot von Ökostrom anpassen.

Kernpunkte von Delfine:

·       Demand-Response: Durch flexible Anpassung des Stromverbrauchs können Unternehmen die Schwankungen in der erneuerbaren Stromerzeugung ausgleichen.

·       Prognosen: Es werden Modelle entwickelt, um die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen vorherzusagen und den Verbrauch entsprechend anzupassen.

·       Vernetzung: Die verschiedenen Akteure (Energieversorger, Unternehmen, IT) werden vernetzt, um eine effiziente Zusammenarbeit zu ermöglichen.

·       Nachhaltigkeit: Das Projekt trägt zur Energiewende bei, indem es die Nutzung von erneuerbaren Energien in der Industrie fördert.

Das Projekt Delfine illustriert, wie industrielle Unternehmen von den Vorteilen erneuerbarer Energien profitieren können, ohne dabei auf eine zuverlässige Energieversorgung verzichten zu müssen. Die dabei entstehenden Lösungen lassen sich auch nach Projektende weiter einsetzen und auf die verschiedenen Anwendungsfälle adaptieren – ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen, zirkulär orientierten Energiestrategie von Unternehmen.

Kreislaufwirtschaft braucht (eure) Innovation

Verbrauch, Abfall und Umweltbelastung durch effiziente Nutzung von Ressourcen vermindern: Das ist eine große Aufgabe, die wohl kaum jemals abgeschlossen sein wird und immer wieder neue innovative Ansätze erfordert.

Daher unsere Frage an euch:

Auf welchen Feldern können wir noch Fortschritte machen? Wie können wir die Ziele gerade im Energiesektor noch effizienter erreichen? Und welche heutigen und zukünftigen Technologien können uns dabei helfen?

Wir freuen uns auf eure Anregungen.

Rebekka Mutschler