Treibhausgas-Emissionen kennen – und reduzieren

Ansätze und Lösungen für das CO2 - Monitoring

Die eigenen Treibhausgasemissionen im Blick behalten? Vor allem das CO2? Aber wie? Diese Fragen stellen sich nicht nur Unternehmen, die in der Pflicht sind, Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen und ihre Umweltbelastung genau zu dokumentieren. Auch Privathaushalte und die Politik sehen angesichts noch immer steigender globaler Temperaturen und in ihrer Häufigkeit zunehmender Extremwetterlagen die Notwendigkeit, das wieder in den Fokus zu rücken, was einst Ausgangspunkt für die Energiewende war: die Treibhausgas-Emissionen, allen voran das CO2. Ziel ist dabei natürlich stets, die Emissionen noch weiter zu reduzieren.

In diesem Artikel stellen wir nach einem kurzen Auffrischungskurs zum Thema CO2 unterschiedliche Ansätze und Tools für das CO2-Monitoring vor und beschäftigen uns dann damit, wie sich der Corrently GrünStromIndex zu diesem Zweck einsetzen lässt.  

Auffrischungskurs CO2

CO2: Was war das noch mal?

CO2 ist ein farb-, geruchs- und geschmackloses, wasserlösliches Gas, das bei der vollständigen Oxidation von Kohlenstoff entsteht. Diese Reaktion ist exotherm, es wird also Energie freigesetzt. Damit entsteht es überall dort, wo organisches Material (vom Zuckermolekül bis hin zum fossilen Brennstoff) zur Energiegewinnung eingesetzt wird: In Verbrennungsprozessen ebenso wie im menschlichen und tierischen Körper, der seine Energie ja auch aus Zucker gewinnt: Dabei entstehen (unter anderem) CO2 und Wasser.

Welche Rolle spielt es in der Natur?

Tiere und Menschen erzeugen also CO2 einfach dadurch, dass wir leben und atmen. Zudem entsteht das Gas beispielsweise bei Waldbränden und anderen Oxidationsprozessen in der Natur, wie etwa dem Verrotten des Herbstlaubs.

Umgedreht nehmen Pflanzen das CO2 aus der Luft (oder bei Algen aus dem Wasser) auf, bilden daraus wieder Zuckermoleküle, die als Bausteine für die Pflanzen dienen, und geben gleichzeitig Sauerstoff an die Umgebung ab. Dieser Prozess heißt? Fotosynthese! Richtig!

Die Zuckermoleküle dienen Mensch und Tier als Nahrung, den Sauerstoff brauchen wir zum Atmen – und so haben wir im Großen und Ganzen einen Kreislauf: CO2 ist in unserer Umwelt permanent präsent.

Und das ist auch eigentlich gut – für das Klima! Richtig gehört! Der Effekt, den Kohlendioxid und andere Klima-aktive Gase haben, ist durchaus erwünscht – in Maßen. CO2- oder Methan-Moleküle, die trotz ihrer Schwere auch in die oberen Schichten der Atmosphäre diffundieren, sind nämlich größer als die Moleküle der Gase, aus denen sich die Luft sonst zusammensetzt. Und damit reflektieren sie die Wärme, die die Erde abstrahlt, besser zurück zu uns. Ohne diese Moleküle in der Luft würde unser Planet ganz schnell auskühlen.

Diesen Effekt kennt vielleicht der eine oder andere, der schon mal eine Wüste bereist hat: Wo tagsüber Hitze herrscht, kühlt es nachts rasch ab – mitunter bis unter den Gefrierpunkt, da sich die Wärmestrahlung in den sternenklaren Nachthimmel verabschiedet.

Diese Auskühlung bleibt uns dank CO2 erspart. Die Temperaturen bleiben jedoch nur dann stabil, wenn auch er CO2-Kreislauf einigermaßen stabil bleibt, wenn also in etwa so viel CO2 entsteht, wie wieder aus der Luft geholt wird (+/- der natürlichen Schwankungen). Doch …

Was passiert, wenn dieser Kreislauf aus dem Gleichgewicht gerät?

Dieses Experiment betreibt der Mensch spätestens seit Beginn der Industrialisierung – zunächst unwissentlich, dann wissentlich. Wir sind gleich an zwei Enden emsig damit beschäftigt, den CO2-Kreislauf aus dem Gleichgewicht zu verbringen: Wir verbrennen zum Zweck der Energiegewinnung den in Form von Öl, Gas und Kohle im Boden gespeicherten Kohlenstoff zu CO2. Und umgedreht holzen wir die Wälder (die man ja nicht umsonst die Lungen unseres Planeten nennt) zugunsten landwirtschaftlicher und anderer Nutzung immer weiter ab. Das führt zu einem Überschuss an CO2 in der Atmosphäre. Die Konsequenzen sind weithin bekannt:

Durch die vermehrte Wärmereflexion steigt die Durchschnittstemperatur – steigender Meeresspiegel, veränderte Tier- und Pflanzenwelt, vermehrte Extremwetterlagen etc. sind die Folgen.

Zudem löst sich das CO2 im Meer, dessen pH-Wert damit in den sauren Bereich sinkt. Das ist schlecht für das Wachstum von Muscheln und Korallen. Zudem „überdüngt“ das CO2 die natürlichen Algen, die sich zu gigantischen Teppichen auswachsen, damit Sonnenlicht von tieferen Meeresregionen fernhalten, was Fischbestände gefährdet usw.

Kurzum: Zu viel CO2 in der Atmosphäre ist schlecht, ein konstantes Ansteigen des CO2-Gehaltes noch schlechter. Und es ist zwar richtig, dass es schon höhere CO2-Konzentrationen als heute in der Atmosphäre gegeben hat – nur war damals die Erde zumindest für uns Menschen alles andere als lebenswert.

Aber genug der Apokalypse! Denn wir Menschen sind ja pfiffig. Und (in Grenzen) lernfähig.

Die gute Nachricht: Wir tun was!

Der Effekt, den CO2 auf die Atmosphäre hat, ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt; dass die Durchschnittstemperaturen steigen (oder zu steigen drohen) spätestens seit den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Und so begann bei uns schon vor einiger Zeit (wenn auch reichlich verspätet) die Energiewende. Solaranlagen finden sich gefühlt inzwischen auf jedem Dach; Windräder, lange ein exotischer Anblick, prägen heute vielfach unsere Aussicht – mitunter zum Leidwesen der Anwohner; man fragt sich, ob die Holländer im Mittelalter auch gegen die Windmühlenschwemme protestiert haben. Privathaushalte wie Unternehmen setzen auf erneuerbare Energien, sei es in Eigenerzeugung oder über entsprechende Tarife der Stromanbieter, und lassen sich das etwas kosten. Ähnlich erfolgreich setzt sich allmählich auch ein intelligenteres Energiemanagement durch, dass uns Menschen dazu anhält, Energie dann zu verbrauchen (bzw. einzukaufen und zu speichern), wenn sie aus erneuerbaren Energien stammt – oder schlicht: Energie zu sparen. Dabei profitiert auch unser Geldbeutel: Denn Solar, Wind und Wasserkraft sind heute die kostengünstigen Energieformen. Und eine Kilowattstunde, die man nicht verbraucht, muss man auch nicht bezahlen.

All das zeigt Erfolg: Erneuerbare Energien (allen voran die Windkraft) haben bei der Stromerzeugung in Deutschland die bislang wichtigste Energiequelle, die Kohle, hinter sich gelassen. Ähnliche Trends zeigen sich weltweit.

Das ging alles natürlich nicht ganz ohne Druck (und auch nicht ohne Incentives). Der Staat subventioniert erneuerbare Energien. Und er nimmt zusehends Unternehmen und Bürger in die Pflicht:, und das nicht nur nur durch immer strengere Auflagen und eine zunehmende Pflicht zum Einsatz erneuerbarer Energien.

Die Politik fordert speziell in der Wirtschaft zudem Transparenz – in Form von CO2-Bilanzen und Nachhaltigkeitsberichten: Unternehmen müssen in zunehmendem Maße nachweisen können, wie sehr sie die Umwelt belasten, bzw. welche Schritte sie unternehmen, um die von ihnen verursachten Emissionen zu reduzieren. Und dafür ist CO2 ein guter Indikator: Nicht nur ist Kohlendioxid als Treibhausgas selbst ein schädlicher Faktor; es entsteht beim Verbrennen organischen Materials. Dabei entstehen noch viele andere Produkte, die schädlich für Mensch und Umwelt sind – bis hin zum Reifenabrieb im Straßenverkehr, der sich in der Feinstaubbelastung niederschlägt. Wenn wir den CO2-Ausstoß senken, so die sehr einfache Rechnung, hat das Folgen weit über das Klima hinaus. Um es mit dem Satiriker Marc Uwe Kling zu sagen:

“Ja, wir könnten jetzt was gegen den Klimawandel tun, aber wenn wir dann in 50 Jahren feststellen würden, dass sich alle Wissenschaftler doch vertan haben und es gar keine Klimaerwärmung gibt, dann hätten wir völlig ohne Grund dafür gesorgt, dass man selbst in den Städten die Luft wieder atmen kann, dass die Flüsse nicht mehr giftig sind, dass Autos weder Krach machen noch stinken und dass wir nicht mehr abhängig sind von Diktatoren und deren Ölvorkommen. Da würden wir uns schön ärgern.”

Es wird zwar noch immer gelegentlich debattiert, ob das Ziel der Netto-Null (nicht mehr CO2 erzeugen, als aus der Luft geholt werden kann) wirklich zu halten ist (Spoiler: Alles deutet darauf hin!) und bis wann. Aber wir machen Fortschritte – und entsprechend lohnt es sich, das unsere CO2-Emissionen zu beobachten und anhand dieser Informationen unser Verhalten anzupassen. Kurz – wir brauchen CO2-Monitoring. Doch wie lässt sich das CO2 in der Atmosphäre geschickt ermitteln?

CO2-Monitoring, aber wie?

Um das CO2-Niveau zu bestimmen, haben wir zwei Möglichkeiten: Die direkte Messung und die indirekte Berechnung.

CO2-Monitoring mittels direkter Messung

Der Anblick dürfte vielen von uns aus der Zeit der Pandemie noch vertraut sein: CO2-Messgeräte mit großen Displays, die uns daran erinnern sollten, regelmäßig zu lüften. Diese Technik existiert auch in größerem Maßstab und kommt etwa in Wetter- und Abgasmessstationen zum Einsatz. Das gibt uns punktuell ein äußerst genaues Bild der Belastung. Das ist gleichzeitig ein Nachteil: Wir erhalten nur eine Momentaufnahme, die sicher sinnvoll ist, um etwa Verkehrsflüsse zu steuern oder um die Ist-Situation in der Atmosphäre (wenn auch hier nur punktuell) zu bestimmen.

Wenn wir aber umfassendere Wert erhalten wollen, die wir zudem einzelnen Ereignissen und Erzeugern zuordnen können, fahren wir mit einem indirekten Ansatz besser:

CO2-Monitoring mittels indirekter Berechnung

Wir wissen, wo besonders viel CO2 anfällt: Überall dort, wo organische (insbesondere fossile) Brennstoffe in Energie umgewandelt werden – vom E-Werk über den industriellen Prozess (etwa in den Hochöfen der Stahlproduktion) bis hin zum Straßen-, Wasser- und Luftverkehr. Hier erfassen wir den Brennstoffverbrauch ohnehin genau, denn irgendjemand muss ihn ja fördern, transportieren und bezahlen. Und Kohlenstoff-basierte Brennstoffe lassen sich relativ leicht in das bei deren Verbrennung erzeugte CO2 umrechnen:

Tabelle: Kohlendioxid-Emissionen bei der Verbrennung von Brennstoffen

Hinzu kommen die gleichfalls berechenbaren Emissionen aus der Landwirtschaft: Allerdings fallen hier vor allem Methan (49 %) und Lachgas (27 %, Zahlen gelten für Deutschland) an, die dann in CO2-Äquivalente umgerechnet werden.

All diese Zahlen sind bekannt und lassen sich zur Berechnung einsetzen, wie etwa die folgende Statistik aus dem Jahr 2022 zeigt:

Tabelle: Durchschnittliche jährliche CO2-Emissionen in Deutschland (in CO2-Äquivalenten)

Sektor Emissionen (2022) Anmerkungen
Energiewirtschaft 456 Mio. t Beinhaltet Strom- und Wärmeerzeugung sowie industrielle Prozesse.
Straßenverkehr 182 Mio. t Inklusive Pkw, Lkw, Busse und Motorräder.
Landwirtschaft 56 Mio. t Emissionen aus Düngemittelgebrauch, Tierhaltung und Landnutzungsänderungen.

Für die Politik, die ja stets das Große, Ganze im Auge behalten soll, dürfte eine Zahlenreihe im Jahresabstand oft schon genug sein, um zu beurteilen, ob die staatlichen Maßnahmen Wirkung entfalten. Für andere Player, etwa Unternehmen oder Privathaushalte, benötigen wir engmaschigere Informationen, idealerweise in Echtzeit, mit denen sie ihr Verhalten steuern können.

Doch die oben erwähnten Daten lassen sich dank des genau erfassten Verbrauchs von kohlenstoffbasierten Brennstoffen auf die einzelnen Player runterbrechen – und auch zeitlich genauer auflösen:

Erzeugungsorientiertes CO2-Monitoring

Mit diesem Ansatz betrachtet man die CO2-Entstehung an der Quelle, beim Erzeuger. Das kann das Kraftwerk sein, aber auch das individuelle Fahrzeug mit Verbrennermotor im Straßenverkehr.

Verbrauchsorientiertes CO2-Monitoring

Doch die Erzeugerseite ist nicht die einzige Perspektive. Unternehmen müssen sich ja heute für ihre CO2-Bilanz und den demnächst fälligen Nachhaltigkeitsbericht fragen, wie viel Energie und andere Ressourcen sie von Erzeugern abgerufen haben – und wie viele CO2-Äquivalente dabei entstanden sind. Sie müssen also den Verbrauch sowie die Herkunft der Energie genau erfassen. Idealerweise ist das dabei entstehende Bild sogar prognostisch. Doch dazu gleich. Betrachten wir erst einmal die Ziele von CO2-Monitoring.

Die Ziele von CO2-Monitoring

Dokumentation & Nachweis = Transparenz

Speziell Unternehmen stehen heute nicht nur in der moralischen, sondern auch zunehmend gesetzlichen Pflicht, ihren Ressourcenverbrauch nachweisbar zu dokumentieren – zum Beispiel in Nachhaltigkeitsberichten und THG-Bilanzen (THG = Treibhausgas).

Das Gleiche gilt beispielsweise aber auch für das Stromnetz als Ganzes: Speziell für die Politik ist es eminent wichtig, zu wissen, wie viele Emissionen das Stromnetz ihres Landes verantwortet – nicht erst seit RED-III, der europäischen Richtlinie für erneuerbare Energien.

Und nicht zuletzt wollen natürlich auch viele Bürger wissen, woher der Strom kommt, den sie verbrauchen, und welche Emissionen sie damit verursachen.

Dokumentation und Nachweis ist also eine entscheidende Aufgabe für das CO2-Monitoring.

Entscheidungsrelevante Informationen

„Wasche ich meine Wäsche jetzt oder später?“ Auf diese Frage kann entsprechend kleinteiliges CO2-Monitoring eine mögliche Antwort liefern. Ebenso auf die Entscheidung „Solaranlage aufs Dach oder nicht?“. Voraussetzung ist natürlich, dass man als Privatverbraucher Wert auf die Reduktion des eigenen THG-Fußabdrucks legt.

Und damit sind wir bei einer weiteren Kernaufgabe von CO2-Monitoring: Es geht ja nicht darum, zu wissen, wie viel CO2 wir erzeugen – sei es im privaten Haushalt, sei es im Unternehmen, um uns im Zweifelsfalle bitter zu schämen. Wir wollen unseren THG-Footprint ja verkleinern. Dazu müssen neben der Ist-Situation auch mögliche Szenarien für eine Soll-Situation kennen. Bei den großen Entscheidungen können uns dabei die historischen Daten von CO2-Monitoring helfen. Mit ihrer Hilfe können Unternehmen zum Beispiel strategisch entscheiden, ob sich die Investition in eigene Erzeugeranlagen für erneuerbare Energien lohnt, in Speicher oder in neue Fertigungs- und Transporttechnik.

Das Beispiel mit dem Wäschewaschen zeigt aber: Auch taktische Entscheidungen lassen sich mit geeignetem Datenmaterial lösen – wie es etwa CO2-Monitoring liefern kann. So kann die Antwort etwa lauten: „Ja, wirf die Waschmaschine jetzt sofort an, momentan stammt der Strom aus der Steckdose aus erneuerbaren Quellen.“

Vielleicht sind wir aber genau dann nicht zu Hause. Er wäre also schön, wenn wir diese Entscheidung automatisieren könnten – oder sogar vorausplanen. Dazu müssen die Daten des CO2-Monitorings einfach verfügbar sein. Und zudem idealerweise auch prognostische Aussagen erlauben.

Letzteres ist für Unternehmen, die energie- und zeitintensive Fertigungsschritte so planen wollen, dass dabei möglichst viel Strom aus erneuerbaren Quellen eingesetzt und somit das verursachte CO2 begrenzt wird, besonders wichtig. Das müssen die ihnen zur Verfügung stehenden Tools entsprechend berücksichtigen.

Feedback

Nach der Entscheidung und Umsetzung kommt die Erfolgskontrolle. In der Politik, in der man in längeren Zeiträumen denkt, reicht hier oft schon eine Jahresstatistik wie diese.

(Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/energiebedingte-emissionen#entwicklung-der-energiebedingten-treibhausgas-emissionen)

Unternehmen und Privathaushalte brauchen aber detaillierte Informationen, die zudem für Unternehmen auch noch Nachweis-/Dokumentationsgültigkeit haben müssen. Auch das müssen die Tools für das CO2-Monitoring berücksichtigen.

Doch werfen wir einmal einen Blick auf verschiedene Beispiele für Tools und Ansätze, wie sie aktuell zum Einsatz kommen.

Ansätze und Tools für das CO2-Monitoring

 Worin unterscheiden sich die Tools?

Die momentan im Markt eingesetzten Tools unterscheiden sich zum Teil erheblich. Und sie liefern mitunter bei gleicher Ausgangslage deutlich voneinander abweichende Ergebnisse, auch wenn die grundsätzliche Tendenz der CO2-Emissionen abgebildet wird. Das kann mitunter zur Verwirrung und zum Eindruck mangelnder Transparenz führen.

Jedes der hier gezeigten Tools hat dabei jedoch seinen individuellen Ansatz und bietet unterschiedliche Fähigkeiten. Dies sind die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale:

·        Zeitliche und räumliche Auflösung

·        Verwendete Eingangsdaten, insbes. Emissionsfaktoren (z. B. direkte oder Lebenszyklusemissionen, Datengrundlage)

·        Methodische Besonderheiten (z. B. produktions- oder verbrauchsbasierter Ansatz, Verwendung von Skalierungsfaktoren, Berücksichtigung von Netzverlusten)

·        Anwendung (z. B. User Interface, Downloadmöglichkeit, API)

·        Prognose der CO₂-Intensität

eCO2grid

eCO2grid ist ein Online-Tool des deutschen Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz. Es bietet eine Echtzeit-Übersicht über den Anteil von erneuerbaren Energien und den Treibhausgasemissionsgehalt des Stroms in jedem Gebotsgebiet des europäischen Strommarktes.

Das Tool wurde entwickelt, um die Anforderungen der Richtlinie über erneuerbare Energien III (RED III) der Europäischen Union zu erfüllen. Diese Richtlinie verlangt von den Mitgliedsstaaten, dass sie den Anteil von erneuerbaren Energien und den Treibhausgasemissionsgehalt des Stroms, der in jedem Gebotsgebiet verbraucht wird, transparent machen.

eCO2grid nutzt Daten aus der ENTSO-E Transparenzplattform, um die Berechnungen durchzuführen. Die Daten werden stündlich aktualisiert und sind für jeden frei zugänglich.

Website: https://eco2grid.50hertz.com/

Das Nationaal Energie Dashboard

Das Nationaal Energie Dashboard (NED) ist eine Online-Plattform, die Echtzeit- und Prognosedaten zum Energieverbrauch und zur -erzeugung in den Niederlanden bietet. Es wurde von TenneT und Gasunie, den niederländischen Betreibern der Strom- und Gasnetze, in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Klimaplattform (NKP) und der Nederlandse Vereniging voor Duurzame Energie (NVDE) entwickelt.

Das NED zielt darauf ab, Transparenz und Wissen über den Energiesektor zu schaffen. Die Plattform bietet eine Reihe von Funktionen, darunter:

·        Visualisierungen: Interaktive Diagramme und Karten zeigen den aktuellen Energieverbrauch und die -erzeugung nach Energieträger, Region und Zeit.

·        Prognosen: Das Dashboard bietet Prognosen für den Energiebedarf und die -erzeugung, die Nutzern helfen können, ihren Energieverbrauch zu planen.

·        Daten: Historische und aktuelle Energiedaten können heruntergeladen und über eine API abgerufen werden.

·        "Grüner Moment": Das Dashboard zeigt an, wann der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung am höchsten ist, um den Verbrauch von sauberer Energie zu fördern.

Website: https://ned.nl/nl

Ökoheld

Ökoheld ist eine kostenlos im App Store und im Google Play Store erhältliche Smartphone-App, die es Nutzern ermöglicht, ihren CO2-Fußabdruck im Alltag automatisch zu erfassen und zu reduzieren. Die App nutzt GPS-Daten, um die zurückgelegten Strecken zu ermitteln und den CO2-Ausstoß von Autofahrten, Fahrradfahrten und öffentlichen Verkehrsmitteln zu berechnen.

Darüber hinaus können Nutzer auch ihren Energieverbrauch im Haushalt erfassen, indem sie ihre Strom- und Gasrechnungen mit der App verbinden. Ökoheld bietet personalisierte Tipps zur CO2-Reduzierung, basierend auf den individuellen Nutzerdaten.

Die App kann auch dazu verwendet werden, den CO2-Fußabdruck von Produkten und Dienstleistungen zu berechnen. Nutzer können den Barcode eines Produkts scannen oder den Namen eines Dienstleisters eingeben, um den CO2-Ausstoß zu erfahren.

Website: https://www.bayernwerk.de/de/fuer-zuhause/oekoheld.html

CO₂Map

CO₂Map ist eine Online-Plattform, die die CO₂-Intensität des Stroms in Deutschland aufzeigt. Sie bietet eine Karte der Bundesländer, in der die CO₂-Emissionen pro Kilowattstunde (kWh) farblich dargestellt sind. Je dunkler die Farbe, desto höher die Emissionen.

Die Plattform ermöglicht es Nutzern, die CO₂-Intensität des Stroms in ihrem eigenen Postleitzahlbereich einzusehen. Darüber hinaus bietet sie Informationen darüber, wie sich die CO₂-Emissionen des Stroms im Laufe des Tages und der Jahreszeiten ändern.

CO₂Map wurde von der Professur für Regelung und Integration von Energiesystemen an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg entwickelt.

Website: https://co2map.de/

Electricity Maps

Electricity Maps ist eine Online-Plattform, die Echtzeit-Visualisierungen der CO2-Emissionen des Stromverbrauchs in über 200 Regionen und 50 Ländern weltweit bietet. Die Plattform ermöglicht es Nutzern, die Herkunft ihres Stroms, die CO2-Intensität der Stromerzeugung und die Gesamtemissionen in ihrer Region zu sehen.

Electricity Maps bietet verschiedene Funktionen, darunter:

·        Interaktive Karte: Eine Karte der Welt, auf der die CO2-Emissionen des Stromverbrauchs in Echtzeit dargestellt werden.

·        Länderauswahl: Auswahl eines Landes, um detaillierte Informationen über die Stromerzeugung und den CO2-Ausstoß zu erhalten.

·        Historische Daten: Einsicht in die CO2-Emissionen des Stromverbrauchs in der Vergangenheit.

·        Prognosen: Einsicht in die prognostizierten CO2-Emissionen des Stromverbrauchs für die Zukunft.

·        Strommix: Einsicht in die die Zusammensetzung des Strommixes in einer Region, d.h. aus welchen Quellen der Strom erzeugt wird (z.B. Kohle, Erdgas, Windkraft, Solarenergie).

Website: https://www.electricitymaps.com/

Das Agorameter der Agora Energiewende

Das Agorameter ist ein Online-Tool, welches die aktuelle Stromerzeugung und den Stromverbrauch in Deutschland in Echtzeit grafisch darstellt. Es bietet einen Überblick über den Energiemix des Landes, indem es die Stromerzeugung aus konventionellen und erneuerbaren Quellen sowie den Stromverbrauch und den Im- und Export von Strom anzeigt.

Zusätzlich zu den Echtzeitdaten ermöglicht das Agorameter die Darstellung von Stromflüssen und Engpässen im europäischen Stromnetz. Es bietet auch die Möglichkeit, historische Daten abzurufen und verschiedene Zeiträume miteinander zu vergleichen.

Das frei zugänglich Tool Agorameter wurde von der Agora Energiewende entwickelt, einem Thinktank für die Energiewende, und wird von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation (ECF) gefördert.

Website: https://www.agora-energiewende.de/daten-tools/agorameter

Fazit

Wie wir sehen, gibt es auf dem Markt eine ganze Reihe von Tools mit sehr unterschiedlichen Ansätzen und Einsatzgebieten – und oben genannte Tools sind nur eine Auswahl. Doch allen ist eines gemein: Letztlich wollen sie jenseits von Information und Transparenz konkrete Anreize setzen, um Treibhausgase (insbesondere CO2) einzusparen. Dabei gehen sie zwei Wege:

1.        Reduktion des Energieverbrauchs: Sei es nun durch geschickte Fahrten- und Wegeplanung, durch bessere Technik oder durch sparsameres Verhalten – ein wesentlicher Weg zu weniger CO2 ist die Reduktion des Energieeinsatzes.

2.        Verlagerung des Verbrauchs hin zu erneuerbaren Energien: Erneuerbare Energien aus Sonne, Wind und Wasser sind systemimmanent CO2-arm, auch wenn bei der Herstellung der notwendigen Technik noch Treibhausgase entstehen und die mit dem Energietransport einhergehenden Netzverluste durch herkömmliche Energieträger ausgeglichen werden müssen. Holz-Pellets und Biogas erzeugen zwar auch Treibhausgase, aber, so ist die Argumentation, nicht mehr, als sie bei ihrer Entstehung zuvor aus der Atmosphäre eingesammelt haben.

Beide Wege sind Aspekte, die uns als in der Energiewirtschaft tätigem Unternehmen natürlich am Herzen liegen. Daher bieten wir von Stromdao auch unser eigenes CO2-Monitoring an: den Corrently GrünStromIndex.

Der Corrently GrünStromIndex – unser Angebot für das CO2-Monitoring

Was ist der Corrently GrünStromIndex?

Technisch gesprochen: Der GrünStromIndex ist ein Maß für die Strecke, die Energie aus erneuerbaren Quellen vom Erzeuger zum Verbraucher zurücklegen muss. Je kürzer diese Strecke ist, desto höher fällt der GrünStromIndex (auf einer Skala von 0 bis 100) aus. Er gibt also als Zahl und visualisiert in einem Ampelmodell an, wie viel Grünstrom regional verfügbar bzw. im Netz unterwegs ist, und zwar postleitzahlengenau. Dazu setzt er auf eine Vielzahl von Datenquellen auf Erzeuger- und Verbraucherseite sowie Informationen etwa zum Netzzustand und zum Wetter. So entsteht ein äußerst genaues Bild, das zudem die Einspeisung aus fossilen Quellen abbildet – sozusagen als Nebeneffekt. Daraus lassen sich dann die CO2-Emissionen bestimmen.

Der GrünStromIndex lässt sich nicht nur auf der entsprechenden Website einsehen (http://gruenstromindex.de), sondern auch per API abfragen: Diese Eigenschaft sowie die Genauigkeit sind zwei der Gründe, weshalb einige Stromanbieter für ihre dynamischen Stromtarife bereits auf die Informationen aus dem GrünStromIndex setzen.

Warum setzt der GrünStromIndex auf Regionalität?

Je weiter der Weg ist, den der Strom zurücklegen muss, desto mehr Nutzer wollen ihn haben. Oder umgedreht: Je mehr Nutzer Strom aus erneuerbaren Quellen verbrauchen wollen, desto weiter sind die Lieferwege. Zudem erfordert Stromtransport aufgrund der Netzverluste eine Zuspeisung von Strom aus herkömmlichen Quellen. Zudem ist auch gar nicht gesagt, dass der Ökostrom, der beispielsweise in den Windfarmen im nordfriesischen Wattenmeer erzeugt wird, seinen Weg zum Verbraucher in Passau findet – denn eine entsprechende Nord-Süd-Trasse fehlt bislang. Daraus ergibt sich, nebenbei bemerkt, dass dieser Strom dann den Umweg über das europäische Ausland nehmen müsste – mit allen rechnerischen und technischen Problemen, die das mit sich bringt. Kostengünstiger und CO2-neutraler ist also stets der Strom aus der Nachbarschaft des eigenen Postleitzahlengebiets.

Was zeichnet den GrünStromIndex aus?

Wir hatten ja bereits erwähnt, dass ein prognostisches CO2-Monitoring wünschenswert wäre – nicht nur, um im Voraus zu wissen, wann es sinnvoll ist, die Waschmaschine anzuwerfen: Mit einer entsprechenden Vorhersage können Unternehmen ihre Produktion THG-effizient planen. Genau diese Prognose erlaubt der GrünStromIndex in einem Zeitfenster von 72 Stunden.

Wir haben mit dem GrünStromIndex also ein Tool, dass uns die Verfügbarkeit von Ökostrom anzeigt (und zwar vorausschauend) und so erlaubt, unser Handeln (unsere „taktischen Entscheidungen“) danach auszurichten.

Das ist schon mal ein guter Schritt. Doch für einen effektiven Bericht fehlt uns noch der Nachweis. Denn wir wollen unseren Verbrauch ja belegen.

Der Schritt zum Monitoring-Tool: Der digitale Nachweis

Aus diesem Grund ermöglicht die Technologie des GrünStromIndex für die angeschlossenen intelligenten Zähler (für Verbrauch und Einspeisung) einen NFT-basierten und somit dokumentensicheren digitalen Nachweis. So können die Nutzer belegen, wann sie wie viel Strom aus welchen Quellen bezogen haben – CO2-Emissionen (oder deren Abwesenheit) inklusive. Und umgedreht: Erzeuger haben einen Nachweis darüber, wie viel Ökostrom sie ins Netz eingespeist haben. Damit können wir alle Schritte für ein effektives CO2-Monitoring anbieten.

Die fünf Schritte des CO2-Monitorings mit dem GrünStromIndex

Erster Schritt: Die Prognose mit einem Zeitfenster von 72 Stunden erlaubt es Unternehmen und Privathaushalten, ihr Verhalten zu planen.

Zweiter Schritt: Die Messung über intelligente Messsysteme erfasst präzise die tatsächliche Erzeugung und den tatsächlichen Verbrauch, einschließlich der Energie aus „schmutzigen Quellen“, was eine Berechnung der CO2-Emissionen erlaubt.

Dritter Schritt: Diese Messergebnisse werden verbrieft, also fälschungs- und manipulationssicher dokumentiert.

Vierter Schritt: Aus den so verbrieften Messergebnissen lassen sich alle notwendigen Nachweise generieren – das macht die CO2-Bilanz und den Nachhaltigkeitsbericht gleich sehr viel einfacher. Außerdem entstehen so verlässliche und transparente Daten.

Fünfter Schritt: All das erlaubt uns nun, als Privatverbraucher oder Unternehmen, unser Handeln zu planen sowie strategische und taktische Entscheidungen zu treffen, mit denen wir unseren THG-Fußabdruck deutlich verbessern können – von großen, langfristigen Maßnahmen wie dem Umstieg auf die Eigenproduktion oder die Investition in neue Fertigungstechnologie bis hin zu kleinen, taktischen Entscheidungen wie der Produktionsplanung. Und das ist ja das Ziel.

Zum Schluss

Und zum Schluss wie üblich wieder unsere Frage an euch: Beobachtet ihr eure CO2-Emissionen? Wenn ja, wie? Welche Tools und Ansätze würdet ihr euch wünschen? Lasst es uns wissen!

Jannik Wiedmann