THG Quoten – die Jagd ist eröffnet

Wir hatten Anfang Juli über die Möglichkeit der automatisierten Abtretung von Treibhausgasquoten – kurz THG-Quoten – mit digitalen Identitäten an öffentlichen Ladesäulen berichtet. Kosten für Ladestrom könnten sich damit nahezu halbieren, und der Quotenhandel sowie der tatsächliche Effekt für den Klimaschutz würden außerdem nachvollziehbar und transparent.

Ausgangslage

Wer beim Blick ins Internet sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass gerade zur THG -Quotenjagd geblasen werde, dem sei versichert: Es geht um viel Geld! Der Umsatz mit THG-Quoten wird in Deutschland auf 50 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Mit der E-Mobilität liegt Geld auf der Straße, und wer kann, sichert sich ein Stück des Kuchens. Knapp acht-Millionen Ergebnisse findet Google in weniger als 0,9 Sekunden beim Suchbegriff „THG-Quote“: 90 Prozent auf der ersten Ergebnisseite sind Dienstleistungsangebote, die an Elektro-Mobilist*innen gewandt darum werben, mit deren Quote handeln zu dürfen – natürlich gegen Bares. 

Kritik an THG-Quoten

Zu diesem Thema hatte das Nachrichtenmagazin „Stern“ im April dieses Jahres einen Artikel veröffentlicht, in dem die Praxis der THG-Quoten kritisiert wurde. Argument die ins Feld geführt wurden waren unter anderem: 

• Der Anreiz sei zu gering, die E-Auto- Kaufprämie – damals 6000 Euro – sei ein viel größerer Anreiz zur Anschaffung eines E-Autos.
• Es fehle eine Neuzulassungssteuer für Verbrenner-Fahrzeuge. Die Niederlande haben mit 20.000 Euro Sondersteuer für Kauf oder Neuzulassung eines besonders klimaschädlichen Verbrenners ihre KFZ-Flotte deutlich klimafreundlicher werden lassen.  
• Die prinzipielle Wirkung der THG-Quoten, nämlich Treibhausgas-intensive Konzerne klimafreundlicher zu machen, werde verfehlt. Mineralölkonzerne kaufen THG-Quoten, befreien sich von Umweltbelastungen und geben die Kosten an die Kunden weiter. Ihr Geschäftsmodell müssen sie deshalb nicht ändern. 

THG-Quoten digitalisieren und automatisieren

Das ID-Ideal-Projekt "Sichere digitale Identitäten" bietet eine einfache, sichere Lösung zur Geltendmachung von Treibhausgasminderungen beim öffentlichen Laden eines E-Fahrzeuges. Die Software ist mit wenigen Konfigurationsschritten installiert und arbeitet parallel zu bestehenden Ladeparkmanagement- und/oder Abrechnungssystemen – ohne zusätzlichen Integrationsaufwand. Die technische Realisierung basiert auf sogenannten dezentralen Identitäten (DIDs). Diese werden für jeden Ladevorgang erstellt und mithilfe von digitalen Zertifikaten an den Ladenden übergeben. Dieser erhält nicht nur die Strommenge des Ladevorgangs, sondern auch einen Nachweis über die spezifischen CO₂-Emission für den bezogenen Strom in Form eines Zertifikates – sowie die THG-Minderung als sogenannten Utility-Token, als kryprografisch gesichertes Bezugsrecht. Diese Form der Nachweise wäre transparent und im Sinne des Klimaschutzes zielführend, weil echten Ladevorgängen reale THG-Minderungsquoten gegenübergestellt werden. Die Abrechnung und Zuordnung erfolgt digital – der das Heer von Dienstleistern entfällt – die Ladestrompreis könnten gesenkt werden. Diese Art der THG-Quotenverrechnung beim elektrischen Laden funktioniert technisch sowohl im öffentlichen, im halb-öffentlichen als auch im privaten Raum. Über die rechtlich- organisatorischen Unterschiede werden wir in kommenden Newslettern berichten.