Heiße Sommer

Der Sommer 2022 war heiß – es war der viertwärmste Sommer in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1881. Mit einer mittleren Temperatur von 19,22 Grad war er um 2,95 Grad deutlich wärmer als das langjährige Mittel der Jahre 1961-1990. Der Sommer 2022 war der viertwärmste deutsche Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahre 1881. Gleichzeitig meldet die US-Behörde für Klima- und Ozeanforschung ein neues Rekordhoch der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre –wissenschaftliche Erkenntnisse mit Folgen.

Ist das noch Wetter oder schon Klimawandel?

Die drei heißesten Sommer in Österreich, Deutschland und der Schweiz wurden alle in den 2000er-Jahren gemessen: In der Schweiz und in Österreich waren das die Sommer 2003, 2015 und 2019, in Deutschland die Sommer 2003, 2018 und 2019. Der Sommer 2020 war in Deutschland mit einer Durchschnittstemperatur von 18,2 Grad etwas kühler, dafür lieferten die Sommermonate 2022 mit 19,22 Grad Durchschnittstemperatur einen neuen Hitzerekord.

Deutlich höhere Temperaturen

Die Sommer sind in allen Regionen und Höhenlagen deutlich heißer geworden – das zeigen Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes, des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz sowie der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Diese Entwicklung wird sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten Jahrzehnten fortsetzen, da der Ausstoß von Treibhausgas weltweit unverändert ansteigt. Sommer, die wir heute als außergewöhnlich heiß wahrnehmen werden Ende des Jahrhunderts der Normalfall sein. Ausreißer einzelner Hitzesommer werden dann noch extremer ausfallen als heute.

Die Treibhausgaskonzentration steigt 

Am 31. August 2022 hat die National Oceanic and Atmospheric Administration ihren jährlichen Bericht zur Entwicklung der Treibhausgaskonzentration und der Veränderung der Meeresspiegel veröffentlicht: Der CO2-Gehalt lag 2021 bei einem Allzeithoch von 414,7 ppm (ppm = parts per million). Ein Vergleich: Im Jahr 1900 lag der CO2-Gehalt in der Atmosphäre bei 280 ppm, 1940 bei 310 ppm und im Jahr 2000 bei rund 370 ppm. Das Jahr 2021 stellt mit 414,7 ppm den neuen Rekordwert ¬– seit einer Million Jahren! Die National Oceanic and Atmospheric Administration bezeichnet die Jahre zwischen 2015 und 2021 als die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen vor 140 Jahren und teilt mit, dass sowohl die Meerestemperatur als auch der Anstieg des Meeresspiegels neue Rekorde erreicht hätten. 

Steigende Meeresspiegel – Niedrigwasser in Flüssen

Steigende Temperaturen und immer heißere Sommer setzen sichtbare Zeichen. Auffällig sind zudem niedrige Wasserstände in den Flüssen. In der Donau ragen im zweiten Weltkrieg versenkte Kriegsschiffe aus der Wasseroberfläche. Für den Bodensee werden Temperatur- und Algenwarnungen ausgesprochen und die Infrastruktur ächzt unter niedrigen Pegelständen: Lastschiffe transportieren weniger Güter, weil das Wasser in der Fahrrinne knapp wird. Laut Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) verschärft das Niedrigwasser das Gerangel um knappe Kapazitäten in Zeiten von Ukraine-Krieg und Energiekrise. Kohletransporte beim Wiederhochfahren der Kohlekraftwerke seien schwierig, weil es zum einen zu wenig Schiffe gäbe und zweitens die zur Verfügung stehenden aufgrund niedriger Pegelstände mit reduzierter Ladung fahren müssen. LKW und Bahn sind keine Alternative – so der Verband, weil Schiffe größere Mengen transportieren. Ein 110-Meter-Schiff kann bis zu 3.000 Tonnen befördern. Um die gleiche Menge mit LKW zu transportieren wären über 100 Lastwagen nötig. Auch die Bahn kann nur begrenzt Abhilfe schaffen: Sie ist langsam und die Infrastruktur wurde zurückgebaut – bei insgesamt zu wenigen Waggons und Lokführern.

Immer mehr Sonnenstunden in Deutschland

Laut wetter.net lag die Sonnenscheindauer in ganz Deutschland 2022 bei über 100 % gegenüber dem langjährigen Mittel. Lediglich die Station List auf Sylt kam nur auf 95,6 % der erwarteten Sonnenstunden. Im bundesweiten Mittel wurde mit 814,51 Sonnenstunden eine Sonnenscheindauer von 132,72 % erreicht. Damit ist der Sommer 2022 der sonnenscheinreichste seit Beginn der Wetteraufzeichnung.  

Zeitenwende

Wenn Sommer immer heißer werden und Flüsse immer weniger Wasser führen, dann sind Atomkraftwerke, die ohne Kühlwasser nicht arbeiten können, und Kohlekraftwerke, die von einer gut funktionierenden Versorgung über Wasserstraßen abhängig sind, keine nachhaltige Lösung – auch wenn deren Einsatzverlängerung in der aktuellen Versorgungskrise gebetsmühlenartig propagiert wird. Bei steigender Anzahl der Sonnenstunden in Deutschland liegt die Erzeugung von mehr Strom mit mehr Sonnenstromkraftwerken auf der Hand – auf Dächern, Balkonen, Freiflächen, Carports und Feldern. Auch Zäune können zur Solarstromerzeugung genutzt werden. Photovoltaikanlagen spenden im Sommer Schatten, sie kühlen Dachflächen, reduzieren Verdunstung und schützen Pflanzen vor harter Sonnnenneinstrahlung – eigentlich eine Win-Win-Situation. Sie muss nur verstanden und umgesetzt werden.