Mit der StromDAO findet die Blockchain einen direkten Weg in die Energiewirtschaft und ermöglicht neue innovative Geschäftsmodelle
Mit Hilfe der Blockchain Technologie haben die Gründer der StromDAO eine dezentrale und autonome Organisation aufgebaut (DAO), in der neue Stromprodukte entwickelt werden. Das junge Unternehmen hat bereits das erste Stromprodukt entwickelt, das die Blockchain zur Produktgestaltung und Umsetzung der Prozesse im Hintergrund nutzt. Auch für Stadtwerke bietet der Einsatz der Blockchaintechnologie interessante Möglichkeiten.
Der Strommarkt verändert sich durch die Digitalisierung
Im Zuge der Digitalisierung der Energiewende, so die Idee hinter dem Einsatz der Blockchaintechnologie in der Energiewirtschaft, kommt es zu einer Neudefinition des Produktes Strom. An die Stelle der bisherigen klassischen Vermittler des Produktes wie Stromanbieter oder Vergleichsportale tritt nun eine dezentrale und autonome Organisationsstruktur auf Basis der Blockchain Technologie (DAO).
Diese demokratische Organisation bestimmt den Marketing-Mix für das Produkt, den Preis sowie Distribution und Kommunikation ohne zusätzliche Kosten. Einige der Aufgaben Markenführung, der Tarifgestaltung und der Vermarktung wird zunehmend durch die Gemeinschaft der Kunden übernommen, wodurch vor allem die Wertschöpfungskette des Marktes verändert wird.
Bei privaten Stromkunden ist es eigentlich unerheblich, welchen Anbieter sie wählen, da sich der Strom aus der Steckdose physikalisch nicht unterscheidet. Die Leistung des Stromanbieters besteht darin, dass er die Strommengen entsprechend des Verbrauchs seiner Kunden einkauft. Im Gegenzug stellt er den Kunden eine Rechnung und kümmert sich um die Bezahlung. Diese Tätigkeiten haben keinen Wert an sich, da sie durch den Einsatz von Informationstechnologie automatisierbar sind. Eines der wenigen Kriterien, durch die der Anbieter das Produkt unterscheidbar machen kann ist die Auswahl der Erzeugungsart durch konventionelle Anlagen oder Erneuerbare Energien.
Damit das Geschäft mit privaten Stromkunden funktioniert, sind Stromtarife weitgehend automatisiert. Im Prinzip kann jeder ein Stromanbieter werden. Stellt sich die Frage: Warum nicht jeder Bürger, zumal wenn er eine eigene Erzeugungsanlage im Einsatz hat? Der Hauptgrund, der dagegenspricht, sind die recht hohen Einstiegskosten. Diese rechnen sich nur, wenn später entsprechend viele Stromkunden beliefert werden können. Das ideale Konstrukt wäre eine Art Einkaufsgemeinschaft, in der sich eine Vielzahl von Stromkunden zusammenschließt, so einen Stromanbieter bildet und diesen in Zukunft selbst betreibt.
Als Unternehmensform dafür könnte man zwar eine Genossenschaft wählen, diese bringt jedoch weitere Verpflichtungen und vor allem auch juristisch Anforderungen mit sich. Wie also können sich viele Stromkunden einfach zusammenschließen, wobei die Mitbestimmung erhalten bleibt und das Ganze möglichst ohne großes Vertragswerk funktioniert.
An dieser Stelle bietet sich die Blockchaintechnologie an. Ein Konstrukt, bei dem mittels Programm-Code innerhalb von Smart-Contracts einfache Regeln hinterlegt werden können. Zum Beispiel die Regel, dass viele Stromkunden einen Betrag einzahlen können, dieser aber streng zweckgebunden ist: die Gründung eines Stromanbieters. Die Zweckbindung regelt der Programm-Code und die Einzahlung kann sogar anonym erfolgen.
Die Strom DAO ist eine Interessengemeinschaft mit Regelwerk
Die Strom DAO ist eine Art Interessengemeinschaft mit einem automatisierten Regelwerk, das auf einem Programm-Code aufgebaut ist. Gleichzeitig ist sie eine Investition mit Zweckbindung und eine Einkaufsgemeinschaft für Stromkunden. Der Programm-Code wacht dabei stets darüber, dass nur nach einem Mehrheitsbeschluss die Gelder freigegeben werden. Dies ist gleichzeitig eine Stärke, aber auch eine Schwäche einer DAO.
Erst, wenn durch eine Gruppe von Personen ein Markt-Konsens hergestellt wurde, kann das Unternehmen mit den eigentlichen Innovationen beginnen. Denkbar sind hierbei sehr viele unterschiedliche Richtungen von der Einbindung der Smart-Meter zur Realisierung von sogenannten Arbitrage-Geschäften zwischen Standardlastprofil des Verteilnetzbetreibers und Zählerstandsgang des Kunden oder die Umwandlung von Stimmrechten in verbrauchte Kilo-Watt-Stunden bis hin zu Peer-2-Peer Bilanzierung in der Blockchain.
Möglichkeiten für Stadtwerke
Die Möglichkeiten des Blockchaineinsatzes für Stadtwerke sind vielfältig. Sie reichen von der Durchführung der „Abrechnung zum Kunden“ über die Blockchain, über die Einbindung eines Smart Meters als Orakel und der Durchführung der Zahlungsabläufe über ein sogenanntes Stromkonto. Weitere praktische Einsatzmöglichkeiten liegen in der Ergänzung um Grünstromjetons und der Visualisierung von „verfügbarem“ Grünstrom und Anreizen zur Verbrauchsverlagerung. In der Folge wird die einfache Entwicklung von verbrauchs- und erzeugungsspezifischen Tarifen möglich. Ein erstes Projekt dieser Art ist in Zusammenarbeit mit der Stadtwerke Energie Verbund SEV GmbH entstanden.