Klimawandel & Gesundheit

Durch die zunehmende CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigen die Temperaturen auf unserem Planeten. Die Sommer werden heißer, die Wetterlagen extremer. Das hat zur Folge, dass sich unsere Umgebung verändert: Herz-Kreislaufprobleme, Erkrankungen der Atemwege, Allergien und Infektionskrankheiten nehmen zu. Gleichzeitig steigen die Wasser- und Nahrungsmittelunsicherheit – was ebenfalls Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben wird.

Wieviel Klimawandel verträgt der Mensch?

Die Komfortzone eines unbekleideten Menschen liegt bei 28°C Umgebungstemperatur, schreibt die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit – kurz „KLUG“. Für jedes Grad mehr Umgebungstemperatur muss zusätzliche Energie aufgewendet werden. Was für gesunde Menschen noch möglich ist, kann kranke und alte Menschen umbringen: steigende Außentemperaturen, Hitzesommer mit 42 ° Celsius, die laut Wissenschaft in Zukunft zunehmend mehr die Regel als die Ausnahme sein sollen. Der Arzt und Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen erklärt am 22.11.2021 in der Umweltsendung „Unkraut“ des Bayerischen Rundfunks, dass fünf Millionen Menschen durch Corona gestorben sind – gleichzeitig jedes Jahr sieben Millionen Menschen an Luftverschmutzung sterben. Obwohl die Sterbefälle durch Luftverschmutzung pro Jahr höher sind als die Corona-Sterbefälle in fast zwei Jahren denkt niemand über drastische Maßnahmen – wie einen Lockdown, um die Luftverschmutzung zu reduzieren - nach.

Wenn das Eiweiß im Körper gerinnt

Fieberthermometer enden bei 42°C. Bei dieser Temperatur verändert das Eiweiß im menschlichen Körper irreversibel seine Struktur. Der Mensch stirbt. Von Hitzebelastung betroffen sind vor allem Menschen in den Großstädten, die durch einen Mangel an Grün, Versiegelung der Böden und dichte Bebauung Hitzeinseln bilden. Das TV-Magazin „Kontrovers“ berichtet in einem Beitrag vom Oktober 2021 von einem jungen Dachdecker, der im Hochsommer während Arbeiten auf dem Dach bewusstlos wurde und mit einer Kerntemperatur von 43°C in die Hochschulambulanz für Umweltmedizin der Uniklinik Augsburg eingeliefert wurde. Der Mann verstarb wenige Stunden nach der Einlieferung. Untersuchungen etwa aus München zeigen, dass die Zahl der Klinik-Einweisungen wegen eines Herzinfarktes mit jedem Grad Temperaturanstieg steigt.

Klimawandel & Gesundheit

„Die bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit werden sich in Zukunft verstärken. Unter einem „Business as usual“-Szenario wird die Durchschnittstemperatur in Deutschland laut Prognosen um 1,0 bis 1,3° C bis 2050 und um 3,7° C bis 2100 ansteigen, verglichen mit dem Zeitraum 1971-2000“, schreibt KLUG auf seiner Webseite.

• In Deutschland werden bislang exotische Infektionskrankheiten durch neue Überträger heimisch, die durch Reisetätigkeit aus wärmen Regionen nach Deutschland einwandern können und hier aufgrund steigender Temperaturen eine neue Heimat finden. Beispiel ist die asiatische Tiegermücke, die inzwischen in ganz Südeuropa, aber auch in Baden-Württemberg und Thüringen verbreitet ist. Das Robert-Koch-Institut beobachtet die Wanderung des West-Nil-Virus nach Norden – der eine grippeähnliche fieberhafte Symptomatik bei Menschen hervorrufen kann. Nachdem 2019 und 2020 die ersten Fälle einer Ansteckung von Menschen in Deutschland auftraten, werden nun nach einer Blutspende die Konserven auf das Virus getestet.
• Wetterextreme wie Starkregen, Überschwemmungen und Trockenperioden wirken sich auf Qualität und Verfügbarkeit von Trinkwasser aus. Die Qualität des Trinkwassers steht in direktem Zusammenhang mit der menschlichen Gesundheit.
• Die zunehmende Luftverschmutzung – die sich gemeinsam mit dem CO2 die gleichen Emissionsquellen teilt – führt zu Krebs und Atemwegserkrankungen.
• Der Klimawandel ist zunehmend Ursache psychischer Erkrankungen. Naturkatastrophen, bzw. Extremwetterereignisse lösen bei Betroffenen oft starke psychologische Traumata aus. Unter den Betroffenen des Hurricane Katrina verdoppelten sich die Suizidraten und die Hälfte der Menschen entwickelte Angst- oder depressive Symptome.

Verpflichtender Abschied von fossilen Brennstoffen

Am 14. September haben mehr als 1000 Gesundheitsfachleute und fast 200 Gesundheitsorganisationen aus der ganzen Welt – darunter die Weltgesundheitsorganisation (WHO) – die Regierungen aufgefordert, einen rechtlich verbindlichen globalen Plan für den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe aufzustellen, um die Gesundheit der Menschen in aller Welt zu schützen.

Was kannst Du tun?

„Die Lösung für den Klimawandel ist einfach“, sagt Dr. Mark Benecke, Kriminalbiologe, Buchautor, Moderater und aktiver Klimaschützer in seiner Rede vor dem EU-Parlament 2022: Eine ehrliche Kreislaufwirtschaft, fleischlose Ernährung, nur das kaufen, was tatsächlich recycelbar ist, das Wegwerfen drastisch reduzieren, Verzicht auf Pestizide in der Landwirtschaft – also echte Bio-Lebensmittel kaufen. Sogar der Tod lässt sich nach Benecke CO2-neutral gestalten. Die gerne propagierte Verbrennung von Leichen ist extrem CO2 belastend. Besser ist z. B. die Kompostierung von Körpern und deren CO2-arme Überführung in den großen Lebenskreislauf. Aber wir werden alle älter und haben eine lange Zeitspanne, in der wir aktiv gegen CO2-Ausstoß arbeiten können: mit der Entscheidung, was wir essen, wie wir reisen und wie wir konsumieren.