Die deutsche Gasumlage

Ab Oktober 2022 werden Gaskunden in Deutschland für jede Kilowattstunde Erdgas 2,419 Cent zusätzlich zahlen, weil Gasimporteure von ihrem Lieferanten – Russland – nicht mehr die Menge an Erdgas erhalten, die vereinbart ist. Für die fehlende Gasmenge müssen die Importeure kurzfristig am Markt Ersatz beschaffen, was nur zu wesentlich höheren Kosten möglich ist. Deshalb ist am 9. August die sogenannte Gaspreisanpassungsverordnung in Kraft getreten, die Gasimporteuren einen Ausgleichsanspruch einräumt.

Warum eine Umlage auf Gas?

Deutschland hat auf eine Energieversorgung mit billigem Erdgas aus Russland gesetzt. Durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine kam es zwischen dem Erdgasabnehmer Deutschland und dem Lieferanten Russland zur Konfrontation: Die russische Regierung nutzt Deutschlands Abhängigkeit von russischem Erdgas als Druckmittel, indem sie Gaslieferungen um 60 Prozent reduziert hat. Die fehlende Gasmenge muss nun kurzfristig zu wesentlich höheren Preisen bei anderen Lieferanten eingekauft werden. Dadurch können Gasimporteure unter Druck geraten – wie z. B. das Unternehmen Uniper. Andere Energiekonzerne wie RWE und Schell geben unterdessen bekannt, dass sie auf die Gasumlage verzichten und sich erst gar nicht für Ansprüche aus der Gasumlage registrieren werden. Sie können aufgrund der Gewinne durch die allgemein hohen Energiepreise Mehrkosten bei der kurzfristigen Gasbeschaffung offensichtlich problemlos abfedern. 

Preisveränderung bei Erdgas

Laut statistischem Bundesamt Wiesbaden sind die Kosten für Energie im Juni 2022 um 86,1 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der Erdgaspreis ist beim Einkauf gegenüber dem Vorjahr um über 200 Indexpunkte angestiegen – ebenso die Preise für Industriekunden. Die Verbraucherpreise sind aufgrund der Preisbindung im gleichen Zeitraum um weniger als 100 Indexpunkte gestiegen. Die Lücke von über 100 Indexpunkten ist der Grund für das finanzielle Problem einiger Gasimporteure.

Wer wird von der Gasumlage betroffen sein?

In Deutschland sind laut einer ZDF-Meldung rund 21 Millionen Privathaushalte und Industriekunden von der Gasumlage betroffen. Verbraucher, die Flüssiggas nutzen, betrifft die Gasumlage aktuell noch nicht.

Wieviel mehr wird Erdgas in Zukunft kosten?

Die gestiegenen Einkaufspreise sind aktuell noch nicht vollständig bei den Endverbrauchern angekommen – das werden sie aber ab Oktober. Nach Angaben von Vergleichsportalen soll die Mehrbelastung für Privathaushalte bei rund 40 Prozent liegen. Für eine 100-Quadratmeter-Wohnung mit einem Jahresverbrauch von 12.000 Kilowattstunden sollen die Kosten für Erdgas von 738 Euro auf 1028 Euro steigen – ohne Mehrwertsteuer. Laut EU-Recht muss auf Umlagen allerdings Mehrwertsteuer erhoben werden. Das Finanzministerium hat versucht eine Ausnahme bei der EU-Kommission zu erwirken. Das hat EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni am Donnerstag, dem 18. August 2022 mit einem Schreiben an Finanzminister Christian Lindner abgelehnt. Die Bundesregierung habe allerdings die Möglichkeit, die geltende Mehrwertsteuer von aktuell 19 % auf den EU-Mindestsatz von fünf Prozent zu senken. Laut dpa soll Bundeskanzler Scholz daraufhin die Senkung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent angekündigt haben.

Steigende Erdgaspreise – was kann man als Kunde tun? 

Einfach den Energieträger zu wechseln, ist in der Regel nicht möglich. Deutschland ist abhängig von Erdgas. Laut Statistischem Bundesamt war Erdgas 2020 mit 31,2 % wichtigster Energieträger in der deutschen Industrie. 41,2 % der deutschen Haushalte deckten 2019 den größten Teil ihres Energiebedarfs mit Erdgas. Kurzfristig bleibt Verbrauchern nur die Möglichkeit Energie einzusparen. Langfristig ist die Umstellung der Versorgung auf erneuerbare Energien die einzige Möglichkeit sich von der Abhängigkeit fossiler Energieimporte und den damit verbundenen Risiken zu befreien. Die Energiewende wurde in den vergangenen 10 Jahren nicht nur verschlafen, sondern aktiv behindert. Jetzt gibt’s die Quittung für eine Politik, die auf falsche Energieversorgung gesetzt hat. Als nachhaltige Lösung bleibt Deutschland nur ein schneller Umbau auf erneuerbare Energien. 

Wie lange bleibt die Gas-Umlageverordnung in Kraft? 

Die Rechtsverordnung endet am 30. September 2024. Die Umlage selbst wird vom 1. Oktober 2022 bis zum 1. April 2024 erhoben.