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Es werde Licht!

Was hat Weihnachten mit der Sonne zu tun?

Die Sonnenwende liegt gerade eben hinter uns, die Tage werden, wenn auch zunächst unmerklich, wieder länger – und wir feiern Weihnachten. Doch ist die Nähe von Sonnenwende und Weihnachtstag reiner Zufall? Oder eher Absicht?

In diesem Artikel werfen wir einmal einen Blick aus der Perspektive von Kultur und Religion auf den großen Energiespender am Himmel.

Die Sonne ist göttlich

„Es werde Licht!“ So spricht Gott, um Ordnung ins Chaos der frühen Schöpfung zu bringen. Also ward es Licht. „Und Gott sah, dass es gut war.“ Und damit hat er recht, Eigenlob hin oder her.

Denn so naiv und unwissenschaftlich sich die Schöpfungsgeschichte heute darstellen mag, fußt sie doch zumindest an dieser Stelle auf einer richtigen Beobachtung: Die Sonne ist Lebensspender – doch manchmal auch zerstörerische Kraft; daher behält Gott in seiner Schöpfung die Finsternis bei und nennt das eine Tag, das andere Nacht.

Dass wir normalerweise die Sonne feiern und nicht die Finsternis, erstaunt nicht weiter, sind wir doch tagaktive Wesen, die ohne Sonnenlicht eingehen würden – ebenso wie die Ökosphäre um uns herum. Und das spiegelt sich in Mythen und Festen auf der ganzen Welt.

In der griechischen Antike etwa schätzte man die Sonne als so wichtig ein, dass gleich eine ganze Heerschar von Göttern sich um sie scharte: Da war Helios, der eigentliche Sonnengott; ihm zur Seite stand Apollon, der Gott des Lichts; dann Eos, die Göttin der Morgenröte sowie ihr Gatte, Astraios, der Gott der Abenddämmerung. Offenbar hatten die alten Griechen nichts gegen Arbeitsplatzromanzen.

Weiter nördlich, jenseits der Alpen, galt die Verehrung dann Sunna oder Sol, dem Sonnengott aus dem Geschlecht der Asen. Weiter östlich, im Hinduismus, gilt sie Surya, der Personifizierung der Sonne, der Wärme und des Lichts.

All diesen Kulturen gemein ist, dass man den jeweiligen Sonnengottheiten Feste ausrichtet, primär zur Zeit der Sonnenwenden. Dabei spielt zumindest in unseren Breitengraden die Wintersonnenwende eine besondere Rolle. Denn die Tage werden jetzt wieder länger, die Finsternis ist gebannt.

Apropos: Der Fantasy-Autor Jim Butcher macht in seiner Romanreihe „Dresden Files“ sogar einen ewigen Wettstreit daraus. Hier kämpfen Sommer- und Winterkräfte des Feenreiches auf ewig um die Vormacht – und bei den Sonnenwenden hat jeweils eine Seite die Nase vorn. Dieser Wettstreit kommt übrigens im Band „Summer Knight“(dt.: „Feenzorn“) fast zu einem jähen Ende – und die Menschheit entkommt der Katastrophe nur um Haaresbreite. Wer noch etwas Lektüre für die kalten Wintermonate sucht, dem sei diese Buchreihe ans Herz gelegt.

Licht und Feuer: Geschenk an die Menschheit oder von Göttern gestohlen?

Licht und Wärme der Sonne waren, darin sind sich alle Mythen einig, Gottesgaben – so die Sonne nicht gar selbst Gottheit ist.

Doch wie ist es mit dem Feuer der Menschen? War das auch ein Gottesgeschenk? Oder war es eine Sünde, da es die Macht der Götter brach?

Wir erinnern uns: Die griechische Antike kannte den Titanen Prometheus (was übrigens übersetzt „der Vordenker“ bedeutet): Er brachte den Menschen das Feuer – und wurde schrecklich dafür bestraft!

„Moment, das war doch Luzifer, der Lichtbringer!“, werden jetzt einige rufen. Und damit liegen sie nicht ganz falsch: Hier hat sich das Christentum bei den Griechen bedient und – so geht zumindest eine Legende – Luzifer für seine frevelhafte Tat prompt aus dem Himmel stürzen lassen. Dabei war er anfangs eine positive Figur: Lichtbringer, so heißt er, weil er als Morgenstern den Tag ankündigt. Er war also ein Vorbote des göttlichen Lichts der Sonne. Erst später wurde aus ihm Satan.

Wie dem auch sei: Die Menschen sahen Feuer (das sie zuerst wohl nur durch Blitzschlag erhielten) und damit das Licht in der Nacht als Gottesgabe an. Und entsprechend spielen Lichter und Flammen bis heute bei vielen unserer religiösen Feste eine wichtige Rolle– von der Kerze auf dem Adventskranz und am Weihnachtsbaum bis zum Osterfeuer.

Doch kehren wir noch einmal zurück zur Ausgangsfrage:

Ist Weihnachten eigentlich eine Sonnenwendfeier?

Wann wurde Jesus geboren – so es ihn denn überhaupt gegeben hat? Die Historiker sind sich uneins. Und auch die Bibel ist in sich widersprüchlich. Mal soll er zur Zeit des Königs Herodes geboren worden sein, der jedoch im Jahre 4. v. Chr. gestorben ist, mal erst im Jahre des Herrn 6, wie Angaben aus dem Lukas-Evangelium schließen lassen. Auch beim Datum ist man sich uneins, aus den biblischen Schilderungen der Umstände jedoch ergibt sich eine Geburt zwischen März und Oktober. Nur eines ist sicher: Jesus wurde NICHT an einem 25. Dezember geboren.

Dennoch hat es dieser Tag in sich: Nach dem Julianischen Kalender, einem der ältesten Sonnenkalender und Vorgänger des heute gebräuchlichen Gregorianischen Kalenders, entfällt auf diesen Tag nämlich die Wintersonnenwende! Und daher war dieser Tag in vielen Gegenden, zumal im Norden des römischen Weltreiches, ein Festtag: der Geburtstag des römischen Sonnengottes „Sol Invictus“, in dem nordische, griechische und römische Mythen zusammenfließen. Im Vorlauf feierte man übrigens die Saturnalien, ein Bauernfest zu Ehren Saturns, das sich über mehrere Wochen hinzog, und dessen Spuren wir im Erntedankfest, im Karneval und nicht zuletzt in der Adventszeit wiederfinden. Aber das nur nebenbei.

Der 25. Dezember war also bereits der Geburtstag eines für das irdische Leben essenziellen Gottes. Doch wie und warum ist daraus das Weihnachtsfest entstanden? Man weiß es nicht genau. Einzig sicher ist: Erstmals mit Dokumenten belegt ist dieser Feiertag im weströmischen Reich für das Jahr 336. Und davor?

Es mag sein, dass sich die Urchristen zunächst subversiv an einen römischen Feiertag anhängten und die Bräuche einbezogen – ebenso wie die des jüdischen Chanukka-Festes, bei dem Kerzen (und damit Licht) gleichfalls eine wichtige Rolle spielen.

Häufig hört man auch die zynische Vermutung, das Christentum hätte die Sonnenwendfeiern schlicht eingemeindet, um das Missionieren einfacher zu machen. Heute würde man wohl von kultureller Aneignung sprechen.

Doch beide Denkansätze übersehen das Wesentliche – die Symbolik der Sonnenwende:

Der biblische Jesus wird in tiefster Dunkelheit geboren – in der Nacht zum 25. Dezember. Das Fest beginnt also in der längsten und finstersten Nacht des Jahres, wird durch das Entzünden von Kerzen – ein Symbol für die Geburt – immer heller und führt schließlich zum Tag der Sonnenwende hin: Das von Gott entfachte Licht der Sonne kehrt zurück und bescheint die Erde, die Tage werden wieder länger – also mehr als angemessen für jemanden, der sich in der Bibel selbst als „das Licht der Welt“ bezeichnet.

So gesehen lässt sich die gestellte Frage eindeutig beantworten: Ja, das Weihnachtsfest ist auch eine Sonnenwendfeier.

Fazit

Die heilende, nährende (aber manchmal auch bedrohliche) Wirkung des Sonnenlichts ist seit Urzeiten bekannt und hat entsprechend ihren Weg in die Schöpfungsmythen und Religionen der Welt gefunden – so auch in unser Weihnachten. Nun mag man dieses Fest aus religiöser Überzeugung ablehnen, seine Kommerzialisierung hassen, doch vielleicht lohnt es sich – auch ganz ohne Glauben – den Heiligabend und die folgenden freien Tage zu nutzen, um sich auf die wiederkehrende Sonne zu freuen. Und das nicht nur, weil unsere PV-Anlage bald wieder mehr Strom liefert.

In diesem Sinne wünschen wir euch allen frohe Weihnachten, eine schöne Sonnenwende und ein gutes, sonniges neues Jahr.