STROMDAO GmbH

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Wohin mit dem Überschuss?

Gemeinsam zur erfolgreichen Energiewende: 100 % erneuerbare Energien bis 2040 – Teil III

Der stolze Solardach-Besitzer kennt das: Eigentlich produziert man selbst genug Strom, um den eigenen Bedarf zu decken – aber leider nicht immer dann, wenn man ihn braucht. Und so muss man Energie teuer hinzukaufen – während man die ungenutzte Eigenproduktion zum Bruchteil des Preises ins Netz einspeist. Stromkollektive sollen genau hier Abhilfe schaffen. Doch wie kann das in Praxis aussehen?

Das haben sich auch zwei Unternehmer gefragt. Ihre Antwort: Wir werden selbst zum vollwertigen Stromanbieter – und im zweiten Schritt zum Marktplatz! Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Doch STROMDAO steht als ESA beratend zur Seite.

Wenn zwei sich zusammentun …

Nennen wir sie Alois und Balthasar: Die beiden Hauptakteure unseres fiktionalisierten Fallbeispiels sind zwei befreundete süddeutsche Unternehmer, denen nicht nur die Umwelt sehr am Herzen liegt, sondern auch ihr Geldbeutel – und die deshalb bereits jeder für sich auf erneuerbare Energien „aus eigenem Anbau“ setzen. Auch sie wurmte die große Diskrepanz zwischen der Einspeisungsvergütung für den von ihnen produzierten Überschuss und die Kosten für Strom, den sie in Zeiten von Wind- und Dunkelflauten hinzukaufen mussten.

Vielleicht, so dachten sie, können wir die Situation verbessern, indem wir uns zusammentun und unsere Ressourcen poolen?

… entsteht ein Stromkollektiv

Ressourcen poolen, so Berge und Täler in der jeweiligen Stromerzeugung bzw. im Verbrauch ausgleichen – das ist ja der Grundgedanke des Stromkollektivs, wie wir ihn in den beiden ersten Artikeln dieser Serie vorgestellt haben.

Ein erstes Durchrechnen zeigte Alois und Balthasar: Alleine das Poolen der Ressourcen ist nicht genug. Zwar könnten beide Unternehmen einige Täler und Berge in ihrem Stromverbrauch gegenseitig ausgleichen, aber von einer echten Balance sind sie auch gemeinsam noch weit entfernt – schon gar nicht in allen 35.040 Viertelstundenblöcken eines Jahres.

Was nun? Gemeinsam massiv investieren und so noch mehr Überschuss zu produzieren, der dann verramscht werden muss? Das Gegebene hinnehmen?

Findig, wie sie waren, erdachten Alois und Balthasar einen anderen Weg. Was wäre, so fragten sie sich, wenn wir gemeinsam ein Energieversorgungsunternehmen gründen?

Die AlBa Energie GmbH

„Wir werden selbst zum vollwertigen Stromanbieter!“ So lautete die clevere Idee.

Zum einen können sie so ihren Überschussstrom an ihre Kunden verkaufen – zu einem marktüblichen Tarif. Sollten ihre Kunden nicht den ganzen Strom abnehmen, können sie diesen nun über einen Dienstleister – einen sogenannten Reststromabnehmer – an den Strommärkten handeln und so fairere Preise erzielen als die Einspeisungsvergütung.

Und umgedreht? Die Stromversorgungstäler sind ja noch nicht ausgeglichen!

Nun, auch nicht mehr so sehr das Problem: Mit geschickter Modellierung und Smart Metering können sie den Zukaufbedarf recht genau ermitteln und so, wie andere Stromanbieter auch, mit einem Reststromlieferanten langfristige Liefervereinbarungen treffen. So erreichen sie zumindest verlässliche Einkaufspreise.

Allein: Das war Alois und Balthasar noch nicht genug. Denn wer würden ihre Kunden sein? Vermutlich zunächst einmal jene, die ähnlich denken wie sie, daher bereits auf erneuerbare Energien aus eigener Produktion setzen und somit vor dem gleichen Problem stehen wie unsere beiden cleveren Unternehmer.

Was wäre, so fragten sie sich, wenn man diese Kunden auch auf der Produktionsseite einbinden könnte? Wenn man auch ihnen bessere Verkaufspreise ermöglichte als die Einspeisungsvergütung?

Kurz: Was wäre, wenn man die AlBa Energie GmbH gleich als Marktplatz aufzog?

Das Energieversorgungsunternehmen als Marktplatz

Marktplatz: Dieser Begriff ist schon seit vielen Jahren im E-Commerce verankert – und doch beschwört er noch immer Bilder von Wochenmärkten herauf, von Menschen, die zwischen Ständen für Obst, Gemüse, Käse, Fleischwaren und Brot hindurchströmen.

Dieses Bild ist im Grunde noch immer angemessen: Marktplätze bringen Anbieter und Kunden an einem Ort zusammen. Sollten verschiedene Anbieter dabei vergleichbare Waren anbieten – zum Beispiel Tomaten –, so wird sich (zumindest in der Theorie) jener Anbieter mit dem besten Verhältnis von Preis und Qualität durchsetzen. Seine Mitbewerber müssen sich anpassen oder scheiden aus. Um beim Beispiel zu bleiben: So wird Legumes de Luxe seine von Mönchen gezüchteten und in Blattgold verpackten Steiermark-Paradeiser auf dem Wochenmarkt ebenso wenig loswerden wie der Billigheimer seine roten Wasserballons. Beide Anbieter werden wohl aus dem Marktplatz ausscheiden. Die Übrigen werden sich mit etwas Spielraum bei Preis und Qualität einpegeln. Idealerweise entsteht also ein Gleichgewicht, von dem alle Player profitieren – Anbieter, Käufer und auch die Marktveranstalter.

Marktplätze sind heute nichts Ungewöhnliches mehr: Amazon, eBay, Alibaba – all diese Unternehmen sind heute nicht mehr reine Einzelhändler, sondern Marktplätze. In Job- und Projektbörsen wird Arbeitskraft gegen Geld getauscht. An den Börsen dieser Welt werden schon seit Jahrhunderten nicht nur Aktien gehandelt, sondern auch Waren. Und nicht zuletzt ist die Strombörse ja auch bereits ein Marktplatz.

Dass ein Energieversorgungsunternehmen zum Marktplatz wird, ist also nur konsequent – und schon da gewesen (aber davon in der nächsten und letzten Folge unserer Serie zu Stromkollektiven).

Was nun den Energie-Marktplatz von Alois und Balthasar besonders macht, ist, dass er nicht nur zwei Arten von Playern kennt (Anbieter und Verbraucher), sondern gleich drei:

·       Reine Verbraucher, die gerne Strom aus erneuerbaren Energien nutzen wollen, aber entweder keine Möglichkeit haben, ihn selbst zu erzeugen, oder die Investitionen scheuen.

·       Reine Erzeuger: Alois und Balthasar hätten sicher nichts dagegen, wenn jemand die Früchte ihres privaten Wasserkraftwerkes exklusiv über sie vertriebe, auch wenn dieser Fall rar sein dürfte. Aber es kann zum Beispiel auch Player geben, die sich komplett selbst versorgen, dabei aber notwendig massive Überschüsse produzieren.

·       Verbraucher/Erzeuger: Auch Prosumer genannt. Das sind jene, die ihre Liegenschaft über eine eigene Anlage mit erneuerbaren Energien versorgen, so zeitweise Überschüsse produzieren bzw. Strom hinzukaufen müssen – so wie Alois und Balthasar selber.

Der AlBa Energie Marktplatz steht nun vor der Herausforderung, zwischen diesen Playern ein Gleichgewicht zu schaffen – und dafür zu sorgen, dass stets ausreichend Strom fließt.

Jenseits der perfekten Balance

Idealerweise hielten sich auf dem neuen Marktplatz Produktion und Verbrauch stets die Waage: Es würde also nur so viel Strom erzeugt wie nötig, bzw. nur so viel Energie verbraucht wie vorhanden. Doch dieser Idealzustand wird wahrscheinlich nur in wenigen der 35.040 Viertelstundentakte des Geschäftsjahres bestehen: Wind und Sonne lassen sich nicht beliebig an- und abschalten, auch Wasserkraftwerke schwanken in ihrer Leistung. Das ist nun mal die Natur der erneuerbaren Energien.

Daher wird der Marktplatz vorrangig in zwei Zuständen existieren: Es steht zu viel Strom zur Verfügung – oder zu wenig.

Die gute Nachricht: Das Geschäft des Marktplatzes wird über das allgemeine deutsche Stromnetz abgewickelt, das sich stets in Balance befindet und daher die genannten Schwankungen abfangen kann.

Die noch bessere Nachricht: In der letzten Folge dieser Artikelserie hatten wir ja schon aufgezeigt, dass die Berge und Täler bei Stromerzeugung und -verbrauch umso schneller ausgeglichen werden, je mehr Teilnehmer ein Stromkollektiv hat. In diesem Fall: Je mehr Player es aus der Verbraucher/Erzeuger-Kategorie gibt, umso weniger Überschuss bzw. Nachkaufbedarf entsteht. Wenn der Marktplatz einmal steht, müssen Alois und Balthasar also „nur“ kräftig die Werbetrommel rühren, um sich dem Idealzustand der perfekten Balance anzunähern oder zumindest konsistent einen Zustand zu erreichen, in dem mehr Strom produziert als verbraucht wird und daher Einnahmen entstehen.

Die schlechte Nachricht: Trotzdem muss der Überschuss irgendwo hin, bzw. der Mehrbedarf muss eingekauft und so bereitgestellt werden. Denn Marktplatz hin oder her – die Alba Energie GmbH agiert als Vollversorger und steht entsprechend in der Pflicht, rund um die Uhr zu liefern bzw. abzunehmen.

Es kommen also zu den genannten Playern noch zwei weitere hinzu:

·       Reststromlieferant: Ein solcher Anbieter ist so etwas wie eine Rückversicherung in der Finanzbranche. Aber anders als bei einer Versicherung zahlt man keine Prämie und kassiert im Schadensfall. Der gelieferte Strom muss regulär abgerechnet werden – zu marktüblichen Preisen oder sogar mit Risiko-/Schwankungsaufschlag.

·       Reststromabnehmer: Da das Geschäft an der Strombörse nicht gerade wenig komplex ist, tun Alois und Balthasar gut daran, den Verkauf des überschüssigen Stroms in die Hände eines Dienstleisters zu legen, der sich damit auskennt. Erst wenn der Marktplatz groß genug ist, lohnt es sich vielleicht, dieses Geschäft selbst zu übernehmen.

Alois und Balthasar haben sich also eine ganze Menge vorgenommen. Und angesichts der Tatsache, dass gerade in jüngster Zeit einige alternative Energie-Anbieter über die Klinge der Insolvenz gesprungen sind, müssen sie umso stärker die Frage nach der Wirtschaftlichkeit ihres Vorhabens stellen.

(Wie) Kann so ein Marktplatz wirtschaftlich agieren?

Denken wir einmal nüchtern betriebswirtschaftlich. Dann stehen für Alois und Balthasar eine Einnahmenseite und eine Kostenseite gegenüber.

Einnahmen entstehen an drei Stellen:

·       Abgenommene Kilowattstunden durch die angeschlossenen Verbraucher

·       Abgenommene Kilowattstunden durch den Reststromabnehmer

·       Gebühren für die Marktteilnehmer

Dem stehen gleich zahlreiche Kostenfaktoren gegenüber:

·       Investitionskosten für die eigenen Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien

·       Laufende Kosten für Wartung, Versicherungen etc.

·       Kosten für die von den angeschlossenen Erzeugern eingespeisten Kilowattstunden

·       Gebühren und Kosten für die vom Reststromlieferanten bezogenen Kilowattstunden

·       Kosten für Personal und Infrastruktur für den Marktplatzbetrieb

·       Kosten für das notwendige (Smart) Metering

·       Kosten für externe Dienstleister (ESA, Buchhaltung, Steuerberatung, Anwälte etc.)

Die Kosten können sich also rasch summieren. Zudem haben Alois und Balthasar nicht unbegrenztes Risikokapital im Rücken. Sie können also nicht die klassische Start-up-Strategie fahren und wachsen, wachsen, wachsen, bis dann doch irgendwann die roten Zahlen zu schwarzen werden.

Daher müssen sie ihren potenziellen Marktplatzteilnehmern von Anfang ein belastbares Angebot machen, dass attraktiv für die Kunden und wirtschaftlich für die AlBa Energie GmbH ist.

Die gute Nachricht: Dazu müssen sie nicht unbedingt das billigste Angebot unterbreiten. Es reicht, das in den Augen ihrer Kunden attraktivste Gesamtpaket zu schnüren. Und dabei spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle:

·       Erzeuger wollen auch langfristig einen Kilowattstundenpreis erreichen, der zumindest über der Einspeisungsvergütung liegt – idealerweise aber im Rahmen des Marktdurchschnitts.

·       Verbraucher wünschen sich einen Kilowattstundenpreis, der zumindest wieder in dem Rahmen liegt, was sie bisher zahlen, lieber natürlich darunter.

·       Da die meisten angeschlossenen Teilnehmer selbst Unternehmen sind, wünschen sie sich zudem Kalkulationssicherheit. Sie wollen möglichst genau wissen, welche Kosten entstehen bzw. mit welchen Einnahmen sie rechnen können. Zudem sollen die Preise stabil bleiben.

·       Sicherheit wünschen sie sich aber nicht nur bei der Kalkulation: Sie erwarten auch eine langfristige Versorgungssicherheit. Der Marktplatz muss also nachhaltig wirtschaftlich sein, die dazu notwendige Technologie zuverlässig.

·       Und nicht zuletzt spielt das Image eine Rolle: Umweltschutz, Regionalität (wir befinden uns hier immerhin in Bayern, dem Land des „Mir san mir“-Lokalpatriotismus) und natürlich eine solide Dosis „Robin Hood“-Denken: Wir zeigen es den Großen!

So sieht die Frage nach der Wirtschaftlichkeit doch schon gleich ganz anders aus, nicht wahr?

Allein, sie steht und fällt mir einer genauen und vorausschauenden Kalkulation – und einer intelligenten Abrechnung. Und spätestens hier kommen wir als ESA ins Spiel!

ESA: STROMDAO als Enabler

Als ESA blicken wir auf so ein Stromkollektiv wie den Marktplatz der AlBa Energie GmbH zunächst einmal durch die Brille des Buchhalters – und vielleicht des Anwalts und Unternehmensberaters. Das mag sich langweilig anhören – ist es aber nicht.

Alois und Balthasar verlassen sich nämlich gleich in mindestens drei Bereichen auf unsere Unterstützung.

Erfassung, Abrechnung und Buchhaltung

Mit der einmal jährlichen Stromablesung ist es nicht getan: Um effektiv kalkulieren zu können und Daten für künftiges Modellieren zu gewinnen, müssen wir den Verbrauch und die Einspeisung der Marktteilnehmer genaustens erfassen – mittels Smart Metering. Dazu müssen wir zudem die recht komplexen Buchhaltungsprozesse automatisieren – und zwar, noch bevor es viel zu aufwendig wird, diese Abrechnung von Hand zu machen. Idealerweise erfolgt die Abrechnung monatsweise. So entfallen hohe Nachzahlungen oder Erstattungen. Zudem ermöglichen wir so das Management des Marktplatzes.

Management

So ein Marktplatz braucht mehr als die Infrastruktur und das notwendige Personal. Es sind zahlreiche rechtliche und organisatorische Fragen zu klären – von der Auswahl der geeigneten Reststromlieferanten bzw. -abnehmer und dem Aufbau der entsprechenden Schnittstellen bis hin zu Fragen von Verantwortlichkeiten, Wartung, Versicherungen etc.

Modellierung und Simulation

Mit einer effektiven und verlässlichen Modellierung bzw. Simulation steht und fällt die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Wir hatten ja in den vergangenen Folgen unser Tool dafür bereits vorgestellt. Bei vielen kleineren Stromkollektiven ist so eine Modellierung eine relativ einmalige Sache. Doch bei der AlBa Energie GmbH fällt sie mit der Aufnahme jedes neuen Teilnehmers an – ob nun Erzeuger, Verbraucher oder Verbraucher/Erzeuger. Nur so lässt sich das Verhalten des Gesamtsystems vorhersagen und eine verlässliche Kalkulation wird möglich.

Das Ergebnis

Nun, so wie hier geschildert, ist der Weg von Alois und Balthasar zum eigenen Energiemarktplatz einigermaßen fiktiv. Aber wir arbeiten tatsächlich gerade an einem vergleichbaren Projekt. Sobald wir dort von der Planung in den Betrieb übergetreten sind, werden wir an dieser Stelle sicher darüber berichten. Bis dahin können wir jedoch sagen: Wir sind optimistisch, denn unsere bisherigen Erkenntnisse zeigen, dass ein solcher Marktplatz möglich und langfristig wirtschaftlich ist.

Habt ihr selbst Interesse, ein Stromkollektiv aufzubauen oder an einem bestehenden teilzunehmen? Dann lasst uns doch einfach mal ganz unverbindlich ins Gespräch kommen. Wir freuen uns darauf.